Jüdisches Exil

Autoren:

Rose Ausländer
Klara Blum
Josef Burg
Alfred Gong
Vera Hacken
Leo Katz
Heinz Kehlmann
Alfred Kittner
Jacob Klein-Haparash
Itzik Manger
Dan Pagis
Johann Pitsch
Tuvia Rübner
Isaac Schreyer
Dorothea Sella
Edith Silbermann
Ilana Shmueli
Victor Wittner
Manfred Winkler
Jaffa Zins

Autor:

Rübner, Tuvia

Das vergebliche Gebet der Verse

Letzte Gedichte

Mit Nachworten von Frank Schablewski und Matthias Weichelt
215 S, geb. Fadenheftung, 2022

ISBN 978-3-89086-425-9

"Was bringt einen Dichter dazu, auch dann weiterzuschreiben, wenn die Verse nur noch mit Mühe ihren Weg aufs Papier finden, jede Silbe Qual und Anstrengung bedeutet? Wenn die Phantasie ihn im Stich lässt, die Bilder ausbleiben? Warum legt er den Stift nicht aus der ungelenkig gewordenen Hand, wo doch alles gesagt zu sein scheint? Für den im Juli 2019 gestorbenen Tuvia Rübner war das Schreiben Lebensimpuls, Ausdruck innerer Erregung kein Entschluss, sondern Notwendigkeit" - Matthias Weichelt

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In diesem Band sind die letzten Gedichte Tuvia Rübners versammelt. Zuerst erschienen in seinen Bänden 'Wunderbarer Wahn' (2014) und 'Im halben Licht' (2016).

Autor:

Rübner, Tuvia

Ein langes kurzes Leben

Von Preßburg nach Merchavia
Biographische Erinnerungen
68 Abb., 266 S., geb., 2014

Erweiterte und illustrierte Ausgabe

ISBN 978-3-89086-413-6

"Ich lebe in einem blutigen Land. Denke ich zurück, was schwierig ist - nie ist das, was war, das, was es jetzt gewesen zu sein den Anschein hat -, so dünkt mir, in jüngeren Jahren hätte ich diese Tatsache, ich meine den ersten Satz, einfacher akzeptiert, als ich es heute vermag."

"Das ganze Leben ist ja nichts als Erinnerung. Das Licht eines Sternes, der vielleicht vor tausend Lichtjahren schon zerfallen ist. Selbst was wir Gegenwart nennen, ist Erinnerung, da alles Erlebte im Augenblick, wo es uns zu Bewusstsein kommt, wo wir es wissen, Erinnerung wird. Wirklichkeit ist, was wir nicht wissen."

"Gräber besagen mir nichts. Sie sind leer. Die Toten leben unter uns, mit uns, wenn wir uns nicht vor ihnen versperren. Manchmal sehe ich sie in den Schatten in der Luft. Das ist seit einem Jahr ganz deutlich geworden. Sie verweilen nicht. Ich spreche sie nicht an und sie sprechen mich nicht an. Wir wissen schweigend voneinander, was zu wissen ist."                                            

Autor:

Rübner, Tuvia

Ein langes kurzes Leben

Von Preßburg nach Merchavia

Biographische Erinnerungen
192 S., geb., 2004

ISBN 978-3-89086-664-2

"Ich lebe in einem blutigen Land. Denke ich zurück, was schwierig ist - nie ist das, was war, das, was es jetzt gewesen zu sein den Anschein hat -, so dünkt mir, in jüngeren Jahren hätte ich diese Tatsache, ich meine den ersten Satz, einfacher akzeptiert, als ich es heute vermag."

"Das ganze Leben ist ja nichts als Erinnerung. Das Licht eines Sternes, der vielleicht vor tausend Lichtjahren schon zerfallen ist. Selbst was wir Gegenwart nennen, ist Erinnerung, da alles Erlebte im Augenblick, wo es uns zu Bewusstsein kommt, wo wir es wissen, Erinnerung wird. Wirklichkeit ist, was wir nicht wissen."

"Gräber besagen mir nichts. Sie sind leer. Die Toten leben unter uns, mit uns, wenn wir uns nicht vor ihnen versperren. Manchmal sehe ich sie in den Schatten in der Luft. Das ist seit einem Jahr ganz deutlich geworden. Sie verweilen nicht. Ich spreche sie nicht an und sie sprechen mich nicht an. Wir wissen schweigend voneinander, was zu wissen ist."
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Textauszug

Autor:

Rübner, Tuvia

Granatapfel

Frühe Gedichte
Mit einem Nachwort von Hans Otto Horch
64 S., geb., 1995

ISBN 978-3-89086-855-4

"Der Titel des schmalen Bandes mit frühen deutschen Gedichten Tuvia Rübners empfiehlt ein Gedicht der Sammlung beseonderer Aufmerksamkeit: Granatapfel. Seit dem Altertum ist der in Hainen angesiedelte krummästig-dornige, scharlachrot blühende Granatapfelstrauch, Punica granatum, im vorderen Orient als Fruchtbaum heimisch; die reife Frucht enthält in einer dünnhäutigen Hülle viele Samenkerne und wurde deshalb früh als Fruchtbarkeitssymbol angesehen - geweiht der phönizischen Astarte ebenso wie Demeter, Hera, Aphrodite oder Athene, verwendet bei Mysterien und vielfach dargestellt. Von der emphatischen Fruchtbarkeitssymbolik findet sich freilich im Gedicht kaum eine Spur - dafür eine emblematische Struktur, wie sie sich im Emblemata-Handbuch Arthur Henkels und ALbrecht Schönes nachschlagen läßt: der Granatapfel erscheint da als Sinnbild der Verbindung guter und schlechter Eigenschaften." - Hans Otto Horch, aus dem Nachwort

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Granatapfel
Aus Schattengrün entgegen das Purpurrot,

geheime Frucht mir leuchtet im dunklen Laub.

- Wo Apfel, hell, wo reife Birne,

flaumige Pflaume und samtner Pfirsisch?
Dort, wo sie birst und glasige Fülle quellt,

metallen glänzend drängt sich dicht Kern an Kern.

Und tausend Augen starren lidlos,

Tränen vergaßen die kühlen Augen.
So spiegelt klar und liegt in ergriffner Hand

Geheimnis kalter Flamme und stummen Seins.

Und tiefer fühl ich und begreife

Sehnsucht und Sprache und Nacht der Toten.                                            

Autor:

Rübner, Tuvia

Lichtschatten

Gedichte
Mit einem Nachwort von Bernd Albers
102 S., geb., 2011

ISBN 978-3-89086-482-2

«Lichtschatten» ist ein Buch voll von Paradoxen, aber je älter Rübner wird, desto leichter und klarer, ja selbst heiterer werden seine Verse: als wäre das Gedicht selbst ein Ausweg aus der auswegslosen Symmetrie des Paradoxes.

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Albtraum
Er ist gefangen.

Die Bösen wollen sein Herz.

Wollen sein Herz verschachern.

Entflieh! Ich flehe, entflieh! Rasch! Komm! Komm zu mir!

Er entflieht, er entflieht, er kommt rasch zu mir.

Er entflieht nicht. Er kommt nicht zu mir.
Kaum spürbare Helle

sickert ins Dunkel des Zimmers.

Ein Hund jault.

Ein Rascheln.

Bin ich wach?

Bin ich wirklich wach?                                            

Autor:

Rübner, Tuvia

LTB 005 - Stein will fließen

Ausgewählte Gedichte
(Lyrik-Taschenbuch Nr. 5)
92 S., brosch., 1999

Die 1. Auflage wird noch ausgeliefert und kann ganz normal bestellt werden.

2. erweiterte Auflage. Herausgegeben und ausgewählt von Adrian Krug
In Vorbereitung 2024

ISBN 978-3-89086-791-5

Angelus Novus

Mein Gesicht ist in meinem Nacken. Vor meinen Augen

Trümmerhaufen, Trümmerhaufen.

Kleine Hoffnungen flogen fort, versengt,

fielen in die Finsternis.

Ich bin davongekommen.

Ich stieg auf.

Wurde wieder geboren

durchsichtig wie Rauch.
Die stumme Zeit

weht aus dem Baumgarten der Kindheit,

drängt mein hartnäckiges Herz,

breitet meine Flügel aus.

Nach hinten gestoßen, Kommendem entgegen.

Wann kommt, der mein Augenfeuer löschen soll.
(Nach der Übersetzung von Efrat Gal Ed und Christoph Meckel)

Autor:

Rübner, Tuvia

LTB 138 - Wüstenginster

Gedichte
81 S., geb.,
(1. Auflage 1990 im Piper Verlag, Herausgegeben, übersetzt und mit einer Nachbemerkung von Efrat Gal-Ed und Christoph Meckel)

ISBN 978-3-89086-786-1

Autor:

Rübner, Tuvia

Rauchvögel

Mutter am Grab ihres Sohnes

Sohn, Sohn

gebeugt über dich

bist ein Stein in meinem Schoß

wie Feuer bin ich in deinem Blut
erkaltet, erkaltet.

Dein kalter Blick

ist Feuer in meinem Blut.

Stein bin ich, du

in meiner Hut.                                            

Autor:

Zins, Jaffa

Scheindele

Gedichte
Hrsg. und aus dem Hebräischen übs. von Konstantin Kaiser
in Zusammenarbeit mit der Autorin
Mit Übersetzungen von Manfred Winkler und Frederick Brainin
80 S., brosch., 2007

ISBN 978-3-89086-556-0

                   

Autor:

Rübner, Tuvia

Spätes Lob der Schönheit

Gedichte
Mit einem Nachwort von Konstantin Kaiser
10 Abb., 80 S., geb., 2010

ISBN 978-3-89086-511-9

"Es ist etwas in Rübners Gedichten, wo wir einen Moment zusammenbleiben können, und wo wir bleiben können, können wir uns auch finden, wenn auch nur in gewährter Frist.(…) Aber was bei ihm kenntnisreich entfaltet ist, ist das Spiel des Gedichts, das Leben des Gedichts mit der Erinnerung. Oft geht es, wie gesagt, um sehr konkrete Erinnerungen, aber manchmal geht es nur darum, daß eine Hand sich vorschiebt, sagt: Da muß Erinnerung sein, jetzt, immer. Kein Schlaf bewahrt vor ihr. An vielen Stellen stellt Rübner die Beziehung von schmerzhaft obsessiver Erinnerung und Schlaflosigkeit dar. Diese moderne Poesie ist auch eine der Schlaflosigkeit, als gelte es durch nicht endende Wachheit dem Vergessen zu wehren." - Konstantin Kaiser

Das Nachwort «Nachdenken über Tuvia Rübner» beruht auf der im Literaturhaus Salzburg im Mai 2008 frei gehaltenen Einleitung zu einer Lesung Tuvia Rübners aus Anlaß des Theodor Kramer Preises für Schreiben im Widerstand und im Exil 2008.
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Zeitlos
Es ist.
Es kann nicht sein. Unsagbar
Es ist.

Autor:

Rübner, Tuvia

Wer hält diese Eile aus

Ratschläge für einen jungen Dichter

Bleib dem Gedanken treu

dem verlassenen

Lausche dem Klang

mit verschlossenen Ohren

Hör mit den Händen

Schlage den Takt

ohne etwas zu rühren

Vergiss Marsyas und seine abgezogene Haut

Vergiss Orpheus und sein zerrissenes Fleisch

Vergiss den Spott,

Vergiss den Rauch, vergiss das Feuer

Vergiss dein Herz, vergiss dein Hirn

Die Stimme in der Kehle

wer du bist

Und, wenn möglich, so beginn

im Schweiße deines Angesichts                                            

Autor:

Rübner, Tuvia

Zypressenlicht

Am hellen Tag

Wo kam ich hin am hellen Tag?

Kam ich hierher am hellen Tag?

Der Mann im Boot schwenkte sein Ruder und setzt

wieder über zum anderen Ufer. Ein Hund hob das linke Bein,

verstreute Reste von Schalen, das Licht ein wenig

zypressenhaft. Ich sprach zu mir. Hierher kam ich,

sprach ich zu mir, und

weshalb kam ich hierher am hellen Tag?

Ein kleines Mädchen, einen Fink in der Hand,

glaubte, sie könne sich drücken. Auch Kinder -

schwenkte sein Ruder und setzt wieder über zum anderen Ufer -

kommen hierher. Wie Schatten bin ich hier im eigenen Herzen

Wie Schatten mein Herz.

Weshalb kam ich hierher am hellen Tag?
(übersetzt von Manfred Winkler)