Trakl, Georg

(1887, Salzburg – 1914, Krakau)

 

Über Georg Trakl:

Georg Trakl war ein österreichischer Dichter dessen poetisches Werk durch die verschiedensten Einflüsse (beispielsweise de Expressionismus und Symbolismus) nicht eindeutig eingegrenzt werden kann.

Werk

Trakl, Georg

LTB 098 - Winkel am Wald

Winkel am Wald

An Karl Minnich

Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute / In stilleren Abend; weich verwelken schöne Blätter. / Am Friedhof scherzt die Amsel mit dem toten Vetter, / Angelen gibt der blonde Lehrer das Geleite.
Des Todes reine Bilder schaun von Kirchenfenstern; / Doch wirkt ein blutiger Grund sehr trauervoll und düster. / Das Tor blieb heut verschlossen. Den Schlüssel hat der Küster. / Im Garten spricht die Schwester freundlich mit Gespenstern.
In alten Kellern reift der Wein ins Goldne, Klare. / Süß duften Äpfel. Freude glänzt nicht allzu ferne. / Den langen Abend hören Kinder Märchen gerne; / Auch zeigt sich sanftem Wahnsinn oft das Goldne, Wahre.
Das Blau fließt voll Reseden; in Zimmern Kerzenhelle. / Bescheiden ist ihre Stätte wohl bereitet. / Den Saum des Walds hinab ein einsam Schicksal gleitet; / Die Nacht erscheint, der Ruhe Engel, auf der Schwelle.