Dass Ernst Meisters Lyrik auch und vor allem als poetische Applikation der Philosophie Martin Heideggers zu lesen sei, gilt bis heute in weiten Teilen der Forschung als ausgemacht. Ein Vergleich der Verwendung gängiger existenzphilosophischer Termini bei Meister und Heidegger zeigt jedoch, dass Meister diese Begriffe konsequent anders deutet und sich zumeist in den konzeptionellen Bahnen bewegt, die bei Heidegger auf das Schärfste kritisiert werden. Diesem Befund entsprechend deuten auch die wenigen expliziten Äußerungen Meisters zu Heidegger nicht auf eine herausragende Bedeutung des Philosophen für den Dichter. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass die Verbreitung genannter Ansicht Effekt des philosophischen und methodologischen Einflusses Heideggers auf die Ernst-Meister-Forschung ist.