Detering, Heinrich

(1959, Neumünster)

 

Über  Heinrich Detering:

Heinrich Detering ist Literaturwissenschaftler an der Universität Göttingen. Er veröffentlichte Studien u. a. über Brecht und Laotse, Andersen, Nietzsche, Thomas Mann, Bob Dylan. 2004 erschien sein Gedichtband Schwebstoffe, 2009 folgte der Band Wrist, 2012 Old Glory, 2014 Drei Erscheinungen, 2015 Wundertiere. 2003 war er Paul-Celan-Fellow an der Washington University (St. Louis), 2004 hatte er die Mainzer Poetikdozentur und 2012 die Kieler Liliencron-Dozentur inne. 2014 war er Aston Writer in Residence in Birmingham.

Werk

Detering, Heinrich

LTB 091 - Drei Erscheinungen

Der schottische Dichter James Macpherson sieht im achtzehnten Jahrhundert die toten Helden Ossians. Die heilige Bernadette Soubirous sieht im neunzehnten Jahrhundert die Jungfrau Maria. Der amerikanische Schriftsteller H. P. Lovecraft sieht in seinen Horrorgeschichten die Monstren des zwanzigsten Jahrhunderts. Um drei historische Gestalten, ihre Stimmen, Visionen und Träume geht es in diesem poetischen Triptychon, einem Experiment zwischen Cento und Collage, Erzählung und Gedicht.

Detering, Heinrich

LTB 106 - Zeichensprache

Würzburg, Lusamgärtlein, Walthers Grab
Hier ist einer, den kennen wir nicht. Keiner von uns. Unsere Füße rühren an seinen Staub, und die Sperlinge pudern darin ihr Gefieder, bevor sie fortfliegen, über den Stein hinweg. Wer hätte ihnen Körner gestreut, im Auftrag dessen, den wir nicht kennen? Das Licht sättigt sie nicht, das aus dem Sommer­himmel herabfällt, herab von der Kuppel des Münsters, herab aus dem Laubwerk. Unsere Bilder sättigen sie nicht, die wir hier aufstehen lassen und wandeln. Aber der Wink dessen, der thront in den Rundbögen über dem Grab, weidet auch sie.

Detering, Heinrich

LTB 132 - Lebenseiche, moosbehangen. Live Oak, with Moss.

Ein bisher unveröffentlichter Gedichtzyklus von 1859. Erste deutsche Übersetzung.
Zweisprachige Ausgabe: englisch/deutsch
(Lyrik-Taschenbuch Nr. 132)
Übersetzt und herausgegeben von Heinrich Detering
71 S., fadengeheftet, broschiert mit Klappen. 2021

ISBN 978-3-89086-483-9
Weitere Informationen
II
In Louisiana sah ich eine lebens-eiche wachsen,

Ganz allein stand sie, und von ihren zweigen hing das moos

herab,

Ohne jeden gefährten wuchs sie da, schimmernd mit ihren

schimmernden blättern in dunklem grün,

Und ihr anblick, rüde, unbeugsam, wollüstig, ließ mich an mich

selbst denken;

Ich fragte mich aber, wie sie freudige blätter austreiben konnte, so

allein ohne ihren freund, ihren geliebten – Denn das, wusste

ich, könnte ich nicht;

Und ich riss einen zweig ab mit ein paar blättern daran, und

schlang ein wenig moos darum, und trug ihn fort – Und hab ihn

in mein blickfeld in mein zimmer gelegt,

Ich brauch ihn nicht damit er mich an meine freunde erinnert (denn

ich glaube ich denke an wenig anderes als an sie in letzter zeit),

Doch bleibt er für mich ein merkwürdiges zeichen – lässt mich an

männliche liebe denken,

Trotz alldem, und wenn auch die lebens-eiche ihren glanz

verbreitet dort in Louisiana, mit sich allein in dem weiten flachen

raum, ihr leben lang freudige blätter hervorbringt, ohne einen

freund, einen geliebten, in ihrer nähe – Ich weiß sehr genau ich

könnte es nicht.
~~~

Walt Whitmans lange vergessener Gedichtzyklus erzählt von der Liebe zwischen Männern und von den Beziehungen zwischen Menschen und Natur. Er erscheint in dieser zweisprachigen Ausgabe, mit Heinrich Deterings Übersetzung, erstmals in Buchform. „Die Idee, dieses Werk als Einheit vorzustellen, ist großartig.“

(Walter Grünzweig)

Walt Whitman’s long forgotten cycle of poetry deals with love among men as well as with the relations between humans and nature. This bilingual volume is the first edition in book form. „The idea of presenting this work as a unit is just great.“

(Walter Grünzweig)

Detering, Heinrich

RTB 077 - «Der Tod ein deutscher Meister»

In seinen frühen Gedichten erprobt Immanuel Weißglas poetische Antworten auf das erlebte Grauen, die gerade in der Überanstrengung, in der Transformation und schließlich im Zerbrechen einer zum letzten Mal aufgerufenen Dichtungstradition ihr spannungsvolles Pathos gewinnt. Die vorliegende Studie plädiert für eine neue Lektüre und eine neue Bewertung dieser Texte.
Heinrich Detering ist Professor für Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er veröffentlichte eine Reihe von literaturwissenschaftlichen Studien (u. a. Bertolt Brecht und Laotse, 2008, das Nietzsche-Buch Der Antichrist und der Gekreuzigte, 2010, Thomas Manns amerikanische Religion, 2012) und Gedichtbände (zuletzt Old Glory, 2012). Er erhielt zahlreiche wissenschaftliche und literarische Auszeichnungen, darunter den Leibniz-Preis (2009) und den Andersen-Preis (2012).