Autor: Whitman, Walt Autor: Detering, Heinrich

LTB 132 - Lebenseiche, moosbehangen. Live Oak, with Moss.

Ein bisher unveröffentlichter Gedichtzyklus von 1859. Erste deutsche Übersetzung.
Zweisprachige Ausgabe: englisch/deutsch
(Lyrik-Taschenbuch Nr. 132)
Übersetzt und herausgegeben von Heinrich Detering
71 S., fadengeheftet, broschiert mit Klappen. 2021

ISBN 978-3-89086-483-9
II
In Louisiana sah ich eine lebens-eiche wachsen,

Ganz allein stand sie, und von ihren zweigen hing das moos

herab,

Ohne jeden gefährten wuchs sie da, schimmernd mit ihren

schimmernden blättern in dunklem grün,

Und ihr anblick, rüde, unbeugsam, wollüstig, ließ mich an mich

selbst denken;

Ich fragte mich aber, wie sie freudige blätter austreiben konnte, so

allein ohne ihren freund, ihren geliebten – Denn das, wusste

ich, könnte ich nicht;

Und ich riss einen zweig ab mit ein paar blättern daran, und

schlang ein wenig moos darum, und trug ihn fort – Und hab ihn

in mein blickfeld in mein zimmer gelegt,

Ich brauch ihn nicht damit er mich an meine freunde erinnert (denn

ich glaube ich denke an wenig anderes als an sie in letzter zeit),

Doch bleibt er für mich ein merkwürdiges zeichen – lässt mich an

männliche liebe denken,

Trotz alldem, und wenn auch die lebens-eiche ihren glanz

verbreitet dort in Louisiana, mit sich allein in dem weiten flachen

raum, ihr leben lang freudige blätter hervorbringt, ohne einen

freund, einen geliebten, in ihrer nähe – Ich weiß sehr genau ich

könnte es nicht.
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Walt Whitmans lange vergessener Gedichtzyklus erzählt von der Liebe zwischen Männern und von den Beziehungen zwischen Menschen und Natur. Er erscheint in dieser zweisprachigen Ausgabe, mit Heinrich Deterings Übersetzung, erstmals in Buchform. „Die Idee, dieses Werk als Einheit vorzustellen, ist großartig.“

(Walter Grünzweig)

Walt Whitman’s long forgotten cycle of poetry deals with love among men as well as with the relations between humans and nature. This bilingual volume is the first edition in book form. „The idea of presenting this work as a unit is just great.“

(Walter Grünzweig)