George, Stefan

(1868, Büdesheim – 1933, Minusio)

 

Über Stefan George:

Stefan Georges dichterisches Werk begann im Symbolismus als betonte Abkehr zum Naturalismus. Allerdings wandte er sich davon ab 1907 mit seinen letzten drei Bänden davon ab. Man kann diese nach Max Kommerell durchaus als “Atemraum Georges” bezeichnen. Bis heute wird George verdächtigt, ein Wegbereiter des Nationalsozialismus zu sein.

Bücher

George, Stefan

Der Krieg der Prinzipien

Auch das gesellschaftlich sanktionierte Liebesverhältnis Mann-Frau wird durch das Homosexuelle aller eindeutigen Zweckbestimmung und Verwertbarkeit entrissen und in sich selber begründet und hat so Teil am Ideal. Ausdruck der Mißachtung der Frau, und damit der heterosexuellen Liebe, ist die ausgelassene orgiastische Szene im vierten Gedicht, in der nur Frauen als "dirnen" ihre körperlichen Reize zeigen, bis Algabal dazwischen tritt und das Fest mit den Worten: "Aller ende/Endedasfest!" verkündet, woraufhin der Rosenregen folgt. Die Rosen, als heterosexuelles Liebessymbol, sind von purpurner und weißer Farbe; der Farbsymbolik nach ist das Purpurne, das Rote, die Farbe des Weiblichen, während Weiß die Farbe des Männlichen ist. Beide Pole treten nebeneinander auf, bleiben unverbunden und werden auf ihre Wirksamkeit hin befragt: "liebkosen" sie?, "laben" sie? Doch das ist nicht ihr Grund, sondern sie sollen "segnen" - nicht zum Leben, denn die Rosen sind "Manenküsse", sondern zum Tode. Der Kreis schließt sich, auch die Orgie als freies sexuelles Treiben, findet ihren Abschluß im Tod der Beteiligten. Die Rosen sind wirklich fallende und sind zugleich Symbole der Seinsweisen: Das Zusammentreffen von männlich und weiblich führt nicht zur Erfüllung, sondern zur Vernichtung...

George, Stefan

LTB 062 - Algabal

Fühl ich noch dies erste ungemach ·

Sündig eilte fremden stapfen nach

Der um sie den schönsten traum zerbrach:

Wenn mir neulich vor die sinne tritt

Wie ich früh vom gram am tiefsten litt

Bei den gräbern pochend «führt mich mit»:

Deucht er heut mir fast geschwind und sacht ·

Halt ich dich sogar in milder acht ·

Trübster tröster sohn der nacht!
Im Sommer 1891, im Todesjahr Rimbauds, besucht der gänzlich unbekannte Dichter Stefan George (1868–1933) das Schloß Linderhof. Die schöpferische Verwandtschaft, die er zu dem Erbauer des Schlosses, Ludwig II. von Bayern, fühlte, löste in George, wie er schrieb, «heftigen Seelenkatarrh» […]

Zum Zeitpunkt der Schloßbesichtigung arbeitet George an einem schmalen Gedichtband, den er «Algabal» nennen und Ludwig II. widmen wird. Von römischen Soldaten war der vierzehnjährige Algabal im Juni 218 aufgrund seines Priestertums «aus dem Geschlecht des Sonnengottes» (Artaud) und seiner alles überragenden Schönheit auf den Thron gehoben worden. Der Vergleich zu Ludwig liegt auf der Hand; auch Algabal verlegte seine Herrschaft in ein surreales «Unterreich».

Während Ludwig allerdings wegen seiner homosexuellen Veranlagung religiöse Gewissensbisse peinigten, war Algabals Wille wirklich absolut. Nichts in dieser Welt ist denkbar ohne den Herrscher, alles untersteht seinem Willen und existiert nur, weil es ihm gefällt.													  			
                                                    

George, Stefan

LTB 097 - Gedichte

Sprich nicht immer

Von dem laub,

Windes raub,

Vom zerschellen

Reifer quitten,

Von den tritten

Der vernichter

Spät im jahr.

Von dem zittern

Der libellen

In gewittern

Und der lichter

Deren flimmer

Wandelbar.
«Durch Anmerkungen in Gedichtbänden sucht, findet und markiert man seine Lieblinge», notiert der Autor Norbert Hummelt. Johannes Bobrowski und Alfred Kittner beispielsweise gingen einen Schritt weiter: Sie stellten für den privaten Gebrauch handschriftliche Anthologien mit Lieblingsgedichten aus verschiedenen Epochen zusammen.
Die vorliegende «Gebrauchsauswahl» konzentriert sich dagegen ganz auf das Werk Stefan Georges und zwar chronologisch. Die Gedichte selbst sind von unbekannter Hand in feiner Tusche mit den bei George typischen Buchstaben abgeschrieben. Dieses schlicht gebundene Buch, mit gutem Papier, macht durchaus den Eindruck eines Poesiealbums. Gewidmet und datiert ist es für einen Freund, von dem wir nur den Vornamen erfahren.

George, Stefan

Stefan George

von Fritz Usinger

Essays
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Siegfried Hagen
82 S., 1988

ISBN 978-3-89086-964-3
Weitere Informationen
Aus dem Inhalt:
Der Dichter und die Dinge (1939)

Erinnerung an Karl Wolfskehl (1949)

Die klassische Idee bei Stefan George (1958)

Stefan George und die Welt des Konkreten (1965)

Stefan George und die Gegenwart (1960)