Frühe Gedichte
64 S., 2021
Klappenbrosch., Fadengeh.
ISBN 978-3-89086-373-3
Schon immer bewegten sich die Gedichte von Hartwig Mauritz in den unterschiedlichsten Wirklichkeitsbereichen, spannten Bögen zwischen Geografie und Geschichte, zwischen Sinnlichkeit und technischer Welt. Auf diese Weise hat Mauritz mit den Jahren zu einer ganz eigenen Sprache gefunden, die nicht nur subjektivste Erinnerungen an die Räume der Kindheit, sondern auch weit entfernte geografische und historische Momentaufnahmen lesbar macht als überraschende poetische Zugänge zu unserer Gegenwart. Der vorliegende Band vereinigt erstmalig eine Auswahl der frühen Gedichte des Autors.
hochauflösendes fernweh
nipkow teilt seine eltern in linien, zeilen, punkte, setzt licht
in den draht, baut weiter an morses apparat. dreißigzeilig
tastet sie die eltern ab, die drehende scheibe. weihnachten
1883. die augenbrauen hoch aufgeschossen schneidet sie
vom gesicht. die nase, der mund, das kinn kippt, fällt ins bild
der empfänger zieht schatten in punkten heran. die eltern
sitzen an der scheibe traurigen rändern kreisen die augen
werden von farben nicht satt. die eingabe, die ausgabe birgt
lücken im rhythmus laufen die achsen, die augen saugen
den schattenriss an. portraits wachsen, verlöschen in nipkows
gesicht. ihr bestand verwirrt seinen blick. nipkow
kürzt entfernungen, wenn die scheibe seine iris fixiert.