Jahnn Studien 01.: Begegnung mit Hans Henny Jahnn

«Auch heute noch erlebe ich beim Durchlesen die Stimmungen und Gefühle der damaligen Zeit, mit allen Peinlichkeiten – Freuden, Stolz und Scham. Ich höre fast die Stimme meines Vaters. Es ist so, als ob ich diese Zeit oder Abschnitte daraus, wieder erlebe.»

Signe Trede-Jahnn

Ende der Reise

Seit 1987 hat der Autor kein neues Buch veröffentlicht. Ein Gespräch im Frühjahr 2025 ergab, dass sein Leben wie “eine lange Spur von Trümmern, jeden Tag mehr Trümmer, noch mehr Trümmer, lange, lange Spuren von Trümmern, und nichts was sie hinwegräumen kann” (Tennessee Williams) verlaufen ist.

Preis der Liebe

«Gesprochen hat sie nie über ihn. Es war, als habe sie mit dem Sohn eine Übereinkunft getroffen. Sie sprach nicht über ihn, und er fragte nicht nach dem Vater. Nur einmal glaubte er, ihn gesehen zu haben, flüchtig, auf dem Flur, die Treppe hinuntergehend. Die Sehnsucht und Angst, daß der Fremde eines Tages wiederkäme, behielt er für sich.» Daß er ihre große Liebe war, war kein Geheimnis. Das mußte sie nicht wiederholen. Es zu tun, wäre ihr wie Verrat vorgekommen, schreibt Raimund Hoghe in seiner Geschichte «Preis der Liebe», in der er Spuren und Spiegelungen dieser Liebe im Deutschland der fünfziger und sechziger Jahre aufzufinden sucht.

Jahnn Studien 03.: Gespräche mit Hans Henny Jahnn

Im Herbst 1933 führte der schweizer Literaturwissenschaftler Walter Muschg (1898–1965) mit dem deutschen Schriftsteller Hans Henny Jahnn in Zürich eine Reihe von Gesprächen, die in vielfältiger Weise mit Jahnns literarischem Werk verknüpft sind. Sie erhellen sowohl den autobiographischen Anteil seines Schaffens als auch die intensive Beschäftigung mit Architektur, Musik, Sexualität und anderen zentralen Themen seines Werks. Muschg hat die protokollierten Aussagen Jahnns zu einem großen Monolog über seine Kindheit und Jugend in Hamburg, seine Jahre in Norwegen während des 1. Weltkriegs, seine Zeit als geistiger Mittelpunkt der Glaubensgemeinde Ugrino, seine literarischen Provokationen und kulturellen Kämpfe in der Weimarer Republik arrangiert.

So können die nach über 25 Jahren hier wieder veröffentlichten Gespräche einen umfassenden Einblick in die persönliche Entwicklung und das ästhetische Denken von Hans Henny Jahnn geben.

Endloser Tod. Muerte sin fin

Die vorliegende Werkausgabe ist die erste deutsche Übersetzung der Lyrik José Gorostizas.

«Endloser Tod» schließt einen Zyklus der Poesie ab: er ist das Monument, das die Form ihrem eigenen Tod errichtet hat. Nach «Endloser Tod» ist die Erfahrung des Gedichts – im Sinne von Gorostiza – unmöglich und undenkbar. Andere Erfahrungen, andere Tode, erwarten uns. «Endloser Tod» ist die Uhr aus Bergkristall der hispano-amerikanischen Poesie: für sich allein stehend und von schlankem Wuchs besingt dieses Gedicht die endlose Zeit.

Octavio Paz

Angriff der Möven

Gerhard Neumann galt in den fünfziger Jahren als eine der wichtigsten lyrischen Stimmen der jüngeren Generation.
Die neue Tonlage in Neumanns Lyrik kommt in dem Gedicht «Im Mal der Tiere» vielleicht am stärksten und eigenwilligsten zum Ausdruck. Ein Geflecht aus Chiffren und Zeichen, dessen Faszinationskraft sich aus den souveränen sprachlichen Setzungen speist, ein sensibler Leser wird sich wohl kaum diesen Gedichten entziehen können.

LTB 073 – Mohn

Mohn

Zungenrede aller Lust der Welt – : ich höre /
Dringender täglich des Mohns Botschaft. /
Der Blüte Karnat /
Brennt dem Vergessen entgegen. /
Leise steigt aus dem Feuer /
Die Urne aus, /
Wächst aus dem Liebesmohn /
Der nachtblaue Schlaf, /
Tieder denn alle /
Träume.

1954/55

Sternfährten – Gefährten

Heraklit in Kunst und Philosophie. Drei Beispiele: Hoehme, Meister, Nietzsche

Drei Variationen eines Heraklit’schen Themas: wie eines in sich unterschieden das andere ist. Bei der informellen Malerei von Gerhard Hoehme begründet dieses Zugleich einen erweiterten Bildbegriff, beim Lyriker Ernst Meister gibt sich eine Gegenwendigkeit der Sprachform vor allem beim Raumbegriff Ausdruck, beim Philosophen Friedrich Nietzsche zersetzt diese Heraklit’sche Intuition den abendländischen Seinsbegriff.

Inhalt

Zugleich

Was hat Gerhard Hoehmes Malerei des Informel mit Heraklits Denken zu tun?

1. Gerhard Hoehmes Berufung auf Heraklit ;
2. «Hymne an Heraklit» ;
3. «Die Schnur ist die plastische Form des Heraklit’schen Denkens» ;
4. Von der Intuition des Heraklit’schen Denkens

Wandloser Raum

Heraklits Sprachform in der Lyrik von Ernst Meister

1. Das göttliche Rätsel ;
2. Hinweise auf Heraklits Sprachform ;
3. Heraklit bei Meister ;
4. Ernst Meisters Heraklit-Lektüre

Nietzsche – der Herakliteer

1. Die Nähe entfernter Gebirge ;
2. Die Wahrheit der Illusion ;
3. Werden heißt vergehen ;
4. Das Eine ist das Viele ;
5. Die tragische Weisheit

Nachbemerkung

das geöffnete schneeblatt