Auf der Wasserscheide
Gregor von Rezzoris Bücher sind in der Regel im besten Sinne unterhaltsam, geprägt von Witz, Ironie und scharfer Beobachtungsgabe. Daher war er auch als Autor im Rundfunk und bei Illustrierten erfolgreich. Seit 1960 lebte er in Donnini (bei Florenz), wo er am 24. April 1998 starb. «Ich kann mich hinbegeben, wo ich will», hat der Autor einmal geäußert, «Czernowitz holt mich ein.» Mit seinen Erinnerungen «Blumen im Schnee» ist ihm allerdings ein von allem Plauderton befreites Buch von «poetischer Lebendigkeit» (Hans Bergel) und von seltener ästhetischer Schönheit gelungen. «Eine Sternstunde deutscher Erzählprosa im ausgehenden 20. Jahrhundert, ein Glücksfall auch der souveränen Menschen-, Selbst- und Weltbetrachtung in deutscher Sprache» (Hans Bergel) Das Buch trägt den barocken Untertitel «Portraitstudien zu einer Autobiographie, die ich nie schreiben werde; auch: Versuch der Erzählweise eines gleicherweise nie geschriebenen Bildungsromans».
Man kann der «Holzköpfigkeit» (Rezzori) des Verlegers der Erstausgabe dankbar sein, daß er sich nicht auf den vom Autor vorgesehenen Titel «Schnee von gestern» eingelassen hat: «So steht mit einemmal eine Blume im Schnee, in sparsamsten Zeichen aufs Wesentliche vereinfacht».
Heinz Kreutz, geboren 1923 in Frankfurt. 1940 Ausbildung als Fotograf. Kriegsdienst von 1940 bis 1942 in Stalingrad, Lazarettaufenthalt bis 1944 in Marburg. Bis zum 35. Lebensjahr arbeitet Kreutz als Weißbinder und fotografischer Gelegenheitsarbeiter. 1951 erhält er ein privates Stipendium, Aufenthalt in Paris und Südfrankreich. Seit 1976 lebt Heinz Kreutz in Antdorf (Bayern).
Deutsches Informel
Quadriga
Aus dem Inhalt:
I–XI
Einleitung. Die vielen Gesichter Ezra Pounds. Seine visuelle Sensibilität. Der Imagism. Ein Blick auf die Cantos und ihre Technik. Die Entwicklung Pounds.
XII–XVIII
London und der Vortizismus. Vorspiel mit Whistler. Die Freundschaft mit Gaudier-Brzeska. Die wechselnde Beziehung zu Wyndham Lewis.
XIX–XX
Paris und die Avantgarde. Constantin Brancusi und Francis Picabia.
XXI–XXVI
Italien und die Tradition der Renaissance. Sigismondo Malatesta und sein Tempio in Rimini. Die Fresken der Villa Schifanoia in Ferrara.
XXVII–XXXVI
Konsequenzen. Die Bedeutung bestimmter Bildwerke für die Cantos. Analyse von Pounds Urteilen über die bildende Kunst. Zeitgeschichtliche Parallelen: Jean Cocteau, Giorgio de Chirico, André Breton. Die verhängnisvolle Verknüpfung von Kunst und Ökonomie. Der Begriff der Schönheit und ein Blick auf Beardsley.
Anmerkungen und Literatur
Wieland Schmied, geboren 1929 in Frankfurt am Main, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, hat sich über Jahrzehnte gleichermaßen mit Fragen der bildenden Kunst wie der Literatur beschäftigt. Dabei gehören der Maler Giorgio de Chirico und der Dichter Ezra Pound zu den Figuren, mit denen er sich am intensivsten auseinandergesetzt und über die er immer wieder geschrieben hat. Wieland Schmied, der mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayisten und dem Theo-Wormland-Preis für sein kunstschriftstellerisches Werk ausgezeichnet wurde, war von 1995 bis 2004 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er starb 2014 in Vorchdorf, Oberösterreich.
Der Band enthält u.a. Beiträge von Jürgen Nelles, Michael Titzmann, Dieter Hasselblatt, Albrecht Gürsching, Peter Schünemann, Bernhard Albers, Reinhard Kiefer, Ludwig Harig, Günter Herburger, Felicitas Frischmuth, Gerhard Neumann, Lea Ritter Santini, Elke Erb, Klaus Ramm und Paul Wühr.
Photos von Isolde Ohlbaum.
Beiträge von Reinhard Kiefer, Hans G. Huch, Walter Israel, Theo Buck, Dieter Breuer
Kiefers Studie widmet sich einem Dichter, in dessen Werk theologische Motive und Vorstellungen eine zentrale Rolle einnehmen. Paul Wühr ist Zerstörer eines theologischen Dogmatismus und Retter theologischen Denkens für die Poesie.
Der ursprünglich zweibändige, unvollendet gebliebene Roman «Fünf Liter Zuika», 1968 als erstes Werk eines deutschen Schriftstellers aus Rumänien im Westen auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt, konnte in Rumänien nicht abgeschlossen werden. Die Arbeit am dritten Band ist erst nach dem Umzug möglich geworden.
Unter den unmenschlichsten Bedingungen hat Kittner nicht aufgehört, Gedichte zu schreiben. Die poetische Bewältigung der ihn umzingelnden feindlichen Realität wurde zum Rettungsring aus der Flut des Grauens.
Markt in Tetuan
Still hält die Zeit. Nun singt der Traum von tausend Jahren. /
Mit grünen Gittern ist dein Leben überdacht. /
Und ewig stehn Kabylen lächelnd vor Basaren /
und streichen durch das weiche Fell der Bärte sacht. /
Der schmalen Straßen blauer Schatten fließt und rinnt. /
Burnusse schweben leicht und wehen wie zu Feiern. /
Stumm schreiten Greise Hand in Hand. Aus Schleiern /
glühn schwarze Sterne auf, die voll Verlangen sind. /
Du bist entrückt… Vor Mauern rauscht die Ewigkeit. /
Gelassen taucht am Markt die Wüstenhand /
ins Korn und läßt es träumend leise niederfließen. /
Der Mond schwebt weiß. Von Sternentüchern überspannt, /
summt noch der Markt. Die Augen sehn durch Mauern weit, /
während die Hände reifes Gold zur Erde gießen.
Während der Zyklus «Tolú» bereits seit vielen Jahren in einer eigenständigen Publikation des Rimbaud Verlages vorliegt, vereinigt die vorliegende Ausgabe alle übrigen Abteilungen des 1951 unter dem Titel «Trug doch die Nacht den Albatros» erschienenen, bedeutenden Gedichtbandes von Erich Arendt.