… der vor dem Löwen flieht. Teil 1

Jacob Klein-Haparash, geboren 1897 in Czernowitz, studierte Jura und wurde später Journalist, und als solcher bereiste er ganz Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste er nach Israel aus, von wo aus er fünfzehn Jahre später als völliger Newcomer den Roman «… der vor dem Löwen flieht» in Deutschland veröffentlichte. Er starb 1970.

Prolog des Romans

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Dame mit dem Einhorn

Alles, was ich im Musée de Cluny in Paris vor mir sah, war weit von mir und meiner Welt entfernt und überraschte mich. Allein schon die Oberfläche dieser mit außerordentlicher manueller Geschicklichkeit gewebten Wandteppiche zog mich an. Von heute aus gesehen glaube ich, daß nur die größte Ferne eine so intensive Aufmerksamkeit hervorrufen konnte, die mich in eine schattenlose, unbeschädigte Traumwelt führte und zugleich so viele Rätsel aufgab.

Ria Endres

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HAH Bd. 03 – Honigklavier. Vor der Stille

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Raumflüge. Zeitflüge

Themen seiner Romane, Erzählungen, Hörbilder, Kurzprosa und Lyrik sind vor allem Berlin und die Zeitgeschichte.

 

 

 

 

 

 

 

 

RTB 061 – Bindestrich

Wenn man über André Breton spricht, hat man vor allem den Begründer des Surrealismus vor Augen, den Mann, der einer Gemeinschaft von Dichtern und bildenden Künstlern seine Forderungen nach Strenge nahegebracht hat. So berechtigt eine solche Sichtweise auch ist, sie läuft Gefahr, zu Fehleinschätzungen seiner Person und seines Werks zu führen; wer sie vertritt, setzt den Surrealismus mit einer literarischen Schule gleich, obwohl er doch eine mit der Überzeugung einer revolutionären politischen Partei ins Leben gerufene poetische Partei war, und macht Breton zum bloßen Initiator einer Avantgardebewegung, während er in Wirklichkeit einen Typus von Schriftsteller verkörpert, wie ihn aufmüpfige junge Intellektuelle suchen, aber nur selten finden: den Anti-Vater.

Sarane Alexandrian

 

 

 

 

 

 

 

RTB 062 – Ich ist ein Wesen, das verschwindet. Über Reinhard Kiefer

«Bisher hat Reinhard Kiefer nur wenig Aufmerksamkeit bekommen. Zu leise, zu bedächtig scheint seine Prosa für den lärmenden Literaturbetrieb zu sein. Aber nicht nur das Schaffen derjenigen, die sich auf dem Markt durchsetzen, prägt die Signatur einer Zeit. Ihr verborgenes Fundament wird oft gerade von jenen gelegt, deren Ruhm verspätet einsetzt.»

Andrea Neuhaus

Mit Beiträgen von Susanne Schramm, Ralf Stiftel, Reinhard Ermen, Andrea Neuhaus, Elisabeth Axmann, Olga Martynova, Jan-Frederik Bandel, Hugo Sarbach, Reinhard Kiefer, Antonio Fian, Frank Schablewski, Richard Wall, Gerhard Neumann, Ulisse Dogà, Walter Gödden, Christoph Leisten, Christian Teissl, Perikles Monioudis, Ria Endres, Peter Urban-Halle.

 

 

 

 

 

 

HB Bd. 05 – Eine Sache wie die Liebe

Beim Wiederlesen längst vergessen geglaubter Bücher scheint häufig ein Blitz der Erkenntnis auf, der zwar geleuchtet, doch nie so richtig gezündet hatte. Mir ist es jetzt bei der Lektüre von Hans Benders erstem Roman «Eine Sache wie die Liebe» so ergangen: Was mir beim ersten Lesen in den fünfziger Jahren nur als zarte Liebesgeschichte erschienen war, gewann nun eine neue Dimension hinzu.

Es geht mir also bei der Betrachtung dieses Romans nicht nur um die lapidare Erzählkunst Hans Benders, sondern um die Hellsichtigkeit des Autors, die Liebe – von der er erzählt – in der sich neu konstituierenden Gesellschaft der Nachkriegszeit als das zu benennen, zu dem sie geworden ist. Ich spreche auch nicht vom Inhalt des Romans, vom Studenten Robert, der das scheue Flüchtlingsmädchen liebt, zum Studieren in die Ferne reist, andere Arten und Weisen der Liebe kennenlernt und dabei seine Jugendliebe wieder verliert, sondern von Benders Fähigkeit, dieses Phänomen in seiner zeittypischen Verflechtung erzählend zu vergegenwärtigen.

Ludwig Harig

RTB 091 – Die Wiedereinführung der Sprichwörter

So führen die Spuren, die in diesem Buch gelegt werden, tief hinein in das dichterische Werk Reinhard Kiefers und erhellen es für jene, die es kennen und lieben. Doch ist die Sammlung weit mehr als bloß ein Wegweiser: Sie ist das Porträt eines Dichters aus ausgewählten Gedanken.

Andrea Neuhaus

 

 

 

 

RTB 066 – Komm nach Madagaskar

«Poetische kurze Erzählungen, die allesamt ein ‹Fenster in der Traurigkeit› aufstoßen. Die in Bautzen geborene Autorin spürt dem Leben verlorener Menschen und ihren eigenen Erinnerungen nach.»

Sächsischer Kulturrat

«In der Geschichte dieses Kindes und seiner Mutter ist die Geschichte der Nation, der Welt, einer Welt-Zerrüttung. Sie fordert unsere Teilnahme und Erschütterung heraus. Weit über das Thematische hinaus, bewegt mich diese Sprache und Fähigkeit, ihr jenen Schub an Kraft zu geben, der sie in einem einleuchtenden Sinn modern macht. Margot Ehrich verfügt über jene Abbreviaturen, die unserem Zeitalter gemäß sind und trotzdem dichte Substanz vermitteln. Das Thema wird Syntax, ohne daß es doch zerfiele oder sich ins Ungreifbare zurückzöge.»

Gertrud Fussenegger

 

 

 

 

Miraflores

Leopoldo Chariarse wurde 1928 in Peru geboren. Er studierte in Lima Ethnologie und Literatur und an der Sorbonne Musikwissenschaft, an den Konservatorien Lima und Köln Harfe, Laute und Gitarre. Auf Indien-Reisen kam er mit Yoga und Praktiken der Meditation in Berührung. Heute leitet er in Düsseldorf ein kulturübergreifendes Institut, die Gesellschaft für Geisteswissenschaftliche Fortbildung, die sich mit indischen und fernöstlichen Traditionen befaßt, aber auch Konzerte mit Musik aus asiatischen und südamerikanischen Ländern veranstaltet.

1952 veröffentlichte er «Los ríos de la noche» (Die Flüsse der Nacht). Danach wurde er führendes Mitglied der «50er Generation». Es folgte «La cena en el jardín» (Das Abendessen im Garten, 1975). Im Jahre 1988 erschien als spanisch-deutscher Paralleltext «Margen de la nostalgia» (Ufer der Sehnsucht), 1998 wurden die «Elegías» veröffentlicht, 1999 «Los sonetos» und 2000 «Solsticio» (Sonnenwende). Chariarse zeigt sich als vielseitiger Lyriker: er beherrscht zum einen klassische Formen wie das Sonett, zum andern schwelgt er in freier Lyrik unter Verzicht auf Satzzeichen, so daß der Leser angesichts der dadurch entstehenden Mehrdeutigkeit hin- und hergerissen ist. Bald aber überträgt sich die Seelenruhe, die das gesamte Werk durchzieht, auf den Leser. Und es ist diese innere Ruhe, mit der der Dichter Gedanken auszudrücken vermag, wie dies nur in lyrischer Kodierung gelingt. Kennzeichnend für sein Werk ist auch die Musikalität, die sich unter anderem in der Praxis des Einrückens zeigt, wo er durch musikalische Stilmittel wie Zäsuren und Kadenzen bestimmte Satzteile hervorheben kann. Obwohl er viele Reisen unternahm und zahllose Eindrücke aufnehmen konnte, zeigt sein Schaffen Kontinuität, Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit. Sehnsucht und Elegie sind Merkmale, die sein Werk prägen. Das Sehnsuchtsmotiv tritt besonders in dem 2007 verfaßten Gedicht «Mis trapecios inmóviles» (Meine unbeweglichen Trapeze) zutage, inspiriert von seiner Liebe zum Zirkus, der ihn als Jugendlichen so begeisterte.

Ulrich Daum