Sanjosé, Àxel

(1960, Barcelona)

 

Über Àxel Sanjosé:

Àxel Sanjosé wurde 1960 in Barcelona geboren und lebt seit 1978 in München. Er studierte Germanistik und ist haupt­beruflich für ein Design- und Kommunikationsbüro tätig, daneben Lehrbeauftragter am Institut für Komparatistik der Universität München. Von ihm sind bislang die Gedichtbände Gelegentlich Krähen und Anaptyxis erschienen. Außerdem übersetzt er Lyrik aus dem Katalanischen und dem Spanischen.
Zuletzt erschienen sind ein zweisprachiger Auswahlband mit übersetzten Gedichten von Màrius Torres, sowie Sanjosés neuer Gedichtband Das fünfte Nichts.

Werk

Sanjosé, Àxel

LTB 085 - Anaptyxis

Es dengelt, / es dengelt arg, / und wie ein alter Eichelhäher / siebt Gott das Licht / in größter, liebevoller Eile, / entkernt die Wörter sacht. /
Prasseln, Friede, / nur diesen Dellen hier / fehlt ringsum die Fläche.
"In diesem Buch findet man keine Zeile, die nur ornamentale Funktion hat oder ein geläufiges Metaphernrepertoire bedienen würde. Diese Gedichte haben unendlich viele Bearbeitungsstufen durchlaufen, bis sie ihre opak schimmernde Sprachgestalt erreicht haben."

-Michael Braun im TAGESSPIEGEL

Die vollständige Rezension können Sie hier lesen.

"Wie hier das ›Ich‹ in den Silben nachklingt, wie es sich entfaltet und doch zugleich spürbar werden lässt, es könnte nichts sein als blosse Gischt – das ist eine Kunst für sich, und keine kleine."

-Nico Bleutge in der NZZ

Sanjosé, Àxel

LTB 105 - Gelegentlich Krähen

Nachhauseweg
Jeder Feldstein so vertraut, / Lage, Gestalt, selbst Farbe, / Eidechsen, deren Kadaver / Kinder in die Ritzen stopften. /
Aber man lässt sich nicht täuschen, / nicht mehr so leicht, / fragt nun Fremde nach dem Wald. / Farbe? Farbe? welche Farbe? / Völlig missglückt, dieses / Husten, bei allem Blut.
"Es ist diese Zurückhaltung in Wortwahl und Form, die neben der allen Texten eigenen Melancholie den spezifischen Ton der Gedichte Sanjosés ausmacht. Und doch […] findet sich in dem schmalen Band eine große Zahl ganz unterschiedlicher Sprecharten, vom Prosagedicht über Balladenhaftes und epigrammatisch Kurzes bis hin zum Sonett. Und stets öffnen die Gedichte dabei den Blick auf ein „Mehr”, das sie in die Welt hinein bringen, ohne es explizit nennen zu müssen, denn Sanjosé beherrscht […] neben der Kunst der präzisen Formulierung auch die Kunst des präzisen Verschweigens."
-Dirk Uwe Hansen im Signaturen-Magazin
Die vollständige Rezension können Sie hier lesen.

Sanjosé, Àxel

LTB 121 - Poesies. Gedichte

von Márius Torres
katalanisch / deutsch

Ausgewählt und übertragen von Àxel Sanjosé
Mit einem Vorwort von Margarida Prats Ripoll
(Lyrik-Taschenbuch Nr. 121)
124 S., Klappenbrosch., 2019

ISBN 978-3-89086-306-1
Weitere Informationen
Das ist die Freude
Das ist die Freude – ein Vogel sein und einen Himmel / durchkreuzen, wo der Sturm leuchtenden Frieden hinterließ.
Und das der Tod – die Augen schließen, lauschen / der Stille des Moments, in welchem die Musik beginnt.
Der frühverstorbene katalanische Lyriker Màrius Torres (1910–1942) wandte sich in seinen Gedichten von der trostlosen Realität des Spanischen Bürgerkriegs, der frühen Franco-Diktatur und seines eigenen, von Krankheit geprägten Alltags entschieden ab. Sein am Symbolismus orientiertes Werk zeichnet sich durch hohe Musikalität aus und setzt sich auf sehr eigene, zugleich unmittelbare und abstrakte Art mit Tod und Kosmos auseinander. Nach dem Krieg beinahe vergessen, wurde Torres in den 1960er und 1970er Jahren neu entdeckt und zählt heute zu den Klassikern der katalanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts.
"Wie Novalis (oder vor ihm William Blake und viele andere) träumte auch Torres von jener Stadt, die Schutz bedeutet, die einige real aufbauen wollten oder nach der Apokalypse am Himmel wie auf Erden erwarteten, wobei andere sich mit einem Bild von ihr als Idee zufrieden gaben, als Utopie. Und auch Torres träumte immer noch, bei einer bestimmten Musik, einer bestimmten Luft, bei einem Anflug von Erinnerung, träumte, ohne vergessen zu können, von jener fernen Stadt, die an dieses Neue Jerusalem erinnert, die er eine Stadt der Ideale nennt, die einzustürzen droht, weil die Kräfte der Furien sie verschütten."

-Kristian Kühn im Signaturen-Magazin

Die vollständige Rezension können Sie hier lesen.

Sanjosé, Àxel

LTB 129 - Das fünfte Nichts

Sanjosés dritter Gedichtband ist wohl sein bislang persönlichster und zugleich hermetischster. Auf unterschiedliche Art versuchen die Gedichte, der Poesie beizukommen: über Konzept, Form und Klang, durch Erzählung, Verweigerung und Beschwörung dringen sie ins Grenzgebiet vor. »Verdeckt halten [sie] ihre Karten offen« – Michael Lentz’ Kommentar von vor siebzehn Jahren erweist sich als weitsichtig.
Zögen von hier die Schwäne

und mit ihnen ihre Nennungen alle,

ihre weißen Gesamtheiten,

ihre Seelen, ihre Seme, ihre Vorstellung,


zwischen Krähe und Krähe

fütterten wir ihre Abwesenheit.