LTB 092 – Mögest du immer meinen Namen rufen

Liebesgedichte aus dem Alten Ägypten

Ich atme den erfrischenden Odem,


der aus deinem Munde kommt.


Deine Schönheit schaue ich täglich.


Mein Wunsch ist, deine liebliche Stimme im Nordwind zu hören,


auf dass mein Leib jung werde mit Leben, aus Liebe zu dir.


Reiche mir deine Hände, die deine Lebenskraft halten,


damit ich sie empfange und durch sie lebe.


Mögest du immer meinen Namen rufen,


ohne dass er in deinem Mund erstirbt.


Mein Herr Echnaton,


du bist bei mir für immer und ewig,


da du wie die Sonne (Aton) lebendig bist

Hier finden Sie eine Lesung Schlögls, die Gedichte dieses Bandes beinhaltet.

LTB 102 – Liebesgedichte

Bienenkorb

Wir leben in Zellen /
aus Glas, /
in einem Bienenkorb aus Luft! /
Wir küssen uns /
durch das Glas. /
Welch wunderbares Gefängnis, /
dessen Tür /
der Mond ist!

Federico García Lorca dürfte neben Jorge Luis Borges und Octavio Paz der in Deutschland bekannteste spanisch­sprachige Lyriker und – neben Cervantes – der bekannteste spanische Dichter sein. Sein Leben endete viel zu früh, im Jahr 1936, zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges, als er von faschistischen Schergen ermordet wurde. Seine Schauspiele – vor allem «Bernarda Albas Haus» – haben Millionen von Zuschauern in ihren Bann gezogen. Seine Lyrik erschüttert immer wieder unzählige Leser.

RTB 102 – Améry – Canetti – Hartung

Inhalt:

Rudolf Hartung: Mit Vergangenheit und Schicksal und Die Freiheit, sein Leben zu beenden.

Briefwechsel
Jean Améry und Elias Canetti;
Jean Améry und Rudolf Hartung

Texte aus dem Nachlass von Elias Canetti
Aufzeichnungen zu Jean Améry
Rudolf Hartungs letzte Krankheit

Brief von Elias Canetti

Ingrid Pohl: Allein und Anmerkungen zu Canetti

Hans Dieter Zimmermann: Über Rudolf Hartung

Salam Jerusalem

Dass weltoffene Muslime, wie Nicht-Muslime, Israel gegenüber Vorbehalte haben, ist als Ergebnis der langen muslimisch-jüdischen Konfrontation(en) nicht verwunderlich. Erfreulich ist es, wenn sich Menschen schließlich doch dazu durchringen, eigene Vorurteile durch eigene Anschauung und eigenes Denken zu überprüfen – und gegebenenfalls abzubauen. Mohammed Khallouk ist so ein Moslem, so ein Mensch. Er ist ein Mensch – und entdeckt auf diese Weise, dass Juden und Israelis Menschen wie du und ich sind.

Michael Wolffsohn

Tuvia Rübner lesen

Beiträger:

Tuvia Rübner, Jürgen Nelles, Christian Moser, Johannes von Vacano, Arno Hammer, Jon Gestermann, Richard Dove, Christoph Meurer, Franziska Schmidt, Georg-Michael Schulz, Karin Lorenz-Lindemann, Uwe Pörksen, Matthias Fallenstein, Susanne Düwell, Konstantin Kaiser, Hanna Zehschnetzler, Kuno Lorenz, Jürgen Brôcan, Gundula Schiffer, Frank Schablewski, Christine Radde, Bernhard Albers, Michael Braun, Christian Echle, Henning Backhaus, Claudia Schwarz, Hans-Jürgen Schrader, Hans Otto Horch, Christoph Meckel.

Tuvia (zu deutsch Tobias) Rübner, 1924 in Bratislava-Pressburg geboren, die Muttersprache deutsch, entkam als einziger seiner Familie im letzten Augenblick dem Meuchelmassen- und Raubmord ins damalige Palästina, das heutige Israel. «Es ist Zufall, dass ich lebe», sagt er. Und dennoch schreibt er 12 Jahre lang deutsche Gedichte in einer Sprache, die er nicht mehr spricht, bis er 1953 völlig ins Hebräische hinüberwechselt (hie und da noch ein deutsches Gedicht, ins Hebräische übersetzt) und schließlich den Israelpreis, die höchste Auszeichnung, erhält. Von der Kritik wird er zu den erstrangigen europäischen Nachkriegsdichtern gezählt.

Der Band versammelt sowohl Beiträge zu den Gedichten wie zur Autobiografie Tuvia Rübners, Erinnerungen an Begegnungen und Gespräche mit dem Dichter sowie einige bisher unveröffentlichte Gedichte.

LTB 106 – Zeichensprache

Würzburg, Lusamgärtlein, Walthers Grab

Hier ist einer, den kennen wir nicht. Keiner von uns. Unsere Füße rühren an seinen Staub, und die Sperlinge pudern darin ihr Gefieder, bevor sie fortfliegen, über den Stein hinweg. Wer hätte ihnen Körner gestreut, im Auftrag dessen, den wir nicht kennen? Das Licht sättigt sie nicht, das aus dem Sommer­himmel herabfällt, herab von der Kuppel des Münsters, herab aus dem Laubwerk. Unsere Bilder sättigen sie nicht, die wir hier aufstehen lassen und wandeln. Aber der Wink dessen, der thront in den Rundbögen über dem Grab, weidet auch sie.

LTB 091 – Drei Erscheinungen

Der schottische Dichter James Macpherson sieht im achtzehnten Jahrhundert die toten Helden Ossians. Die heilige Bernadette Soubirous sieht im neunzehnten Jahrhundert die Jungfrau Maria. Der amerikanische Schriftsteller H. P. Lovecraft sieht in seinen Horrorgeschichten die Monstren des zwanzigsten Jahrhunderts. Um drei historische Gestalten, ihre Stimmen, Visionen und Träume geht es in diesem poetischen Triptychon, einem Experiment zwischen Cento und Collage, Erzählung und Gedicht.

RTB 088 – dement

Wir sind so Stoff
wie Träume draus gemacht
und unser wenig Leben
gerundet ist’s von einem Schlaf

«Demenz ist für mich eine Art von hart aufscheinender Poesie geworden: Orts- und Wort-Verrückung; verschiedenste, nicht von der gleichen Ebene stammende Bewusstseinsterrains aneinander geschoben; scheinbar Zusammengehörendes zerbrochen. Schweigen. Weißer Raum. – Dies alles folgt für mich einer eigenen, von Mensch zu Mensch und vom Verlauf der jeweiligen Demenz her immer wieder neu zu erspürenden Logik.»
Lioba Happel

Lioba Happel spricht in ihrer Erzählung dement tatsächlich uns alle an und aus. Sie verwandelt ihre emphatischen Beobachtungen der Krankheit in Sprach-Bilder, die so evident wie einprägsam sind. Man merkt diesem beeindruckenden Buch an, dass ihm noch mehr und anderes zugrunde liegt als Lioba Happels Sprachkunst oder ihr intensiver Umgang mit demenzkranken Menschen. Die Autorin gehört zu einer Generation, die sich mit der Sprachlosigkeit der Eltern auseinandersetzen musste, insofern es um das Trauma des Krieges und Gefühle ging. Aus dieser historischen Perspektive betrachtet, hatte es die Nachkriegsgeneration mit einem kollektiven Vergessen zu tun, das von kollektiver «Demenz» nicht weit entfernt war. Daher der Wunsch, eine Sprache für das Unaussprechbare, und eine Gefühlssprache für unaussprechliche, verdrängte oder verschüttete Gefühle zu finden.
Jan Koneffke, Büchermarkt, Deutschlandfunk

 

DIE ZEIT veröffentlichte am 26. Juni 2015 unter dem Titel «Wie Seekranke in einem Boot» eine Rezension von
Hans-Peter Kunisch.

LTB 090 – Rimbaud in Luxor. Das Alte Ägypten im deutschen Gedicht

Nil-Sein

Im Lande Licht, im Lande Leer,


Einödegebunden,


Liegen sie verstreut umher,


Die Sterne, die Stunden.

Cheopsfriede,


Nilblaues Sein,


Zeitpyramide


Aus Sonne und Stein.

Immanuel Weißglas

Die Autoren dieses Bandes sind:

Elisabeth Axmann,
Bertolt Brecht,
Johann Wolfgang von Goethe,
Reinhard Kiefer,
Oskar Loerke,
Hartwig Mauritz,
Robert Musil,
Rainer Maria Rilke,
Karl Schwedhelm,
Immanuel Weißglas,
Julia Weiteder-Varga

RTB 085 – Michael Guttenbrunner posthum rehabilitiert?

Michael Guttenbrunner wurde 1919 in Althofen in Kärnten geboren. Er lebte seit 1954 in Wien, wo er 2004 starb. Seine präzise Arbeit am Text ist an Karl Kraus geschult. Mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet.

Die Wehrmachtsakten im Österreichischen Staatsarchiv lassen keinen Zweifel daran, daß Guttenbrunner weder aktiv gegen das Hitlerregime Widerstand leistete, noch aus diesem oder einem anderen Grunde zum Tode verurteilt wurde. Läßt sich von daher seine Dichtung mit jener des Stephan Hermlin vergleichen? Dieser hatte nämlich behauptet, 1934 im KZ Sachsenhausen gewesen zu sein, also zu einem Zeitpunkt, wo es noch gar nicht errichtet war. Das Buch versucht darauf eine Antwort zu geben.

«Eines Tages wird sich unser Verlagsprogramm bei einer bestimmten Käuferschicht, jenseits des Bestsellerrummels und Feuilletongeklüngels durchsetzen.» (Bernhard Albers in einem Brief an Michael Guttenbrunner vom 15. August 1992)