Allgemein (A-Z)

Arisierung und Wiedergutmachung

Von Andreas Lorenz

Ein Beitrag zur Geschichte der jüdischen Tuchfabrikanten Aachens
300 S., fadengeheftet, Halbleineneinband, 2023

ISBN 978-3-89086-428-0

Die Bedeutung der jüdischen Tuchfabriken wurde in der Geschichte der Aachener Tuchindustrie nicht explizit thematisiert, was als Zeichen einer gelungenen Integration verstanden werden kann. Im Jahr 1938 setzte mit der Erfassung jüdischer Vermögen eine neue Phase der Diskriminierung ein, die mit dem Novemberpogrom einen brutalen Schritt zur Verfolgung und Vernichtung jüdischer Existenzen vollzog. Eine Flucht konnte nur durch Arisierung und Zurücklassung des Vermögens erkauft werden. – Nach dem Krieg wurden die Verbrechen der NS-Zeit zwar öffentlich, aber der Kampf mit den Verwüstungen des Krieges war ein drängenderes Problem. Überlebende oder deren Angehörige glaubten ihr geraubtes Eigentum zurückfordern zu können, was durch das Wiedergutmachungsamt geregelt werden sollte. Doch man bestand darauf, dass es sich um ganz reguläre Verkäufe gehandelt habe und nicht von „Arisierung“ gesprochen werden dürfe.

Für ein mehr als nur oberflächliches Verständnis der Aachener Wirtschaftsgeschichte ist es wichtig, die Bedingungen des Wandels dieser von internationalen Beziehungen und Moden abhängigen Branche zu verstehen. Die bemerkenswerten Erfolge jüdischer Tuchgrossisten und Tuchfabriken und ihre fehlende Berücksichtigung in der Geschichte der Aachener Tuchindustrie sind ein blinder Fleck, der im vorliegenden Band mit Familien- und damit verbundenen Unternehmensgeschichten näher beleuchtet wird.

Autor:

Bergel, Hans

Bukowiner Spuren

Von Dichtern und bildenden Künstlern
(Studien zur Literaturgeschichte Bd. 3)
96 S., fadengeh. Brosch., 2002

ISBN 978-3-89086-747-2

Die in unseren Tagen vieldiskutierte Literaturlandschaft der Bukowina – des Buchenlandes, wie ihre deutschschreibenden Dichter sie vorzugsweise nennen – lebt selbstverständlich zunächst aus dem schöpferischen Impetus ihrer poetischen Begabungen von Paul Celan bis Gregor von Rezzori, von Rose Ausländer bis Dorothea Sella, von Moses Rosenkranz und Manfred Winkler bis Georg von Drozdowski und den anderen. Sie alle sind bei näherem Hinsehen aber nicht allein Kinder ihrer Heimatprovinz Bukowina, sie sind gleichzeitig eingebunden ins mehrschichtige Kulturengeflecht weiter gespannter südosteuropäischer Räume.

Aus dem Inhalt:
Aus Bukarester Tagen nach dem Zweiten Weltkrieg, Erinnerungen an Alfred Margul-Sperber.
«Von den Schultern der Karpaten …», Deutschschreibende jüdische Autoren aus Südosteuropa in Israel.
«Nichts war vergangen, alles war in mir», Gedenkblatt für Gregor von Rezzori.
Unverwechselbarkeit dichterischer Sprache, Moses Rosenkranz’ lyrische Jahrhundertbekundungen.
«Die Liebe zur deutschen Sprache …», Der israelische Dichter Manfred Winkler.
Aus Pannonien über Afrika in die Judäische Wüste, Oswald Adler – der Maler, Graphiker, Lehrer und Essayist.
Der Skulpturenkosmos in der Messilat Yescharim, Der Lyriker Manfred Winkler als Bildhauer.

Autor:

Götz, K. O.

Der Doppelgänger I

Für K. O. Götz zum 80. Geburtstag
7 farbige Abb., 64 S., geb., 1994

ISBN 978-3-89086-844-8

Autor:

Götz, K. O.

Der Doppelgänger II

Für K. O. Götz zum 85. Geburtstag
12 Abb., 64 S., geb., 1999

ISBN 978-3-89086-785-4

   

Autor:

George, Stefan

Der Krieg der Prinzipien

von Brigitt Jungheim und Reinhard Kiefer

Über Georges «Algabal» und Artauds «Heliogabal»
44 S., brosch., 1981

ISBN 978-3-89086-935-3

Auch das gesellschaftlich sanktionierte Liebesverhältnis Mann-Frau wird durch das Homosexuelle aller eindeutigen Zweckbestimmund und Verwertbarkeit entrissen und in sich selber begründet und hat so Teil am Ideal. Ausdruck der Mißachtung der Frau, und damit der heterosexuellen Liebe, ist die ausgelassene orgiastische Szene im vierten Gedicht, in der nur Frauen als "dirnen" ihre körperlichen Reize zeigen, bis Algabal dazwischen tritt und das Fest mit den Worten: "Aller ende/Endedasfest!" verkündet, woraufhin der Rosenregen folgt. Die Rosen, als heterosexuelles Liebessymbol, sind von purpurner und weißer Farbe; der Farbsymbolik nach ist das Purpurne, das Rote, die Farbe des Weiblichen, während Weiß die Farbe des Männlichen ist. Beide Pole treten nebeneinander auf, bleiben unverbunden und werden auf ihre Wirksamkeit hin befragt: "liebkosen" sie?, "laben" sie? Doch das ist nicht ihr Grund, sondern sie sollen "segnen" - nicht zum Leben, denn die Rosen sind "Manenküsse", sondern zum Tode. Der Kreis schließt sich, auch die Orgie als freies sexuelles Treiben, findet ihren Abschluß im Tod der Beteiligten. Die Rosen sind wirklich fallende und sind zugleich Symbole der Seinsweisen: Das Zusammentreffen von männlich und weiblich führt nicht zur Erfüllung, sondern zur Vernichtung...

Autor:

Koch, Alice

Der weinende Fisch

Traumerzählungen
Mit einem Nachwort von Hans Bender
93 S., geb., 1988

ISBN 978-3-89086-965-0

«Alice Koch hat die natürliche Gabe zu schreiben, zu berichten zu vermitteln. Ihre Sprache muß sich nicht anstrengen, weil die authentischen Träume selber vorsagen, welche Wörter und Sätze zu wählen sind. Zusätzliches Interesse wecken die Traumprotokolle, wenn man weiß: Alice Koch/Else Meister war die Ehefrau und Lebensgefährtin von Ernst Meister. Sie hat ihn und sein Werk inspiriert. Da und dort glaubt man die Nähe zu ihm, dem einzigartigen Dichter, in ihnen zu erkennen.»

Hans Bender

Autor:

Nick, Dagmar

Die Flucht

Drei Hörspiele
Mit einem Nachwort von Jürgen Nelles
108 S., geb., 2. Aufl. 2017

ISBN 978-3-89086-603-1

Die Flucht, 1958

Das Verhör, 1961
Requiem für zwei Sprecher und Chor, 1970

Autor:

Monioudis, Perikles

Die Stadt an den Golfen

Thessaloniki, Berlin, Zürich, Alexandria
Nachwort Ingo Schulze
96 S., geb. mit Lesebändchen, 2004

ISBN 978-3-89086-659-8

In Monioudis’ «stiller, zurückhaltender und intensiver Prosa» (Süddeutsche Zeitung) erleben wir vier Städte: Ein Mann und eine Frau gehen durch Alexandria im Orient und Thessaloniki am Fuß des Balkangebirges, durch Berlin mit seinem kontinentalen Klima, durch Zürich, gelegen zwischen Seen und Alpen.

«Monioudis hat den von Phantasmen und Klischees freien Blick auf Alexandria. Er sieht Dinge, die jeder im Nahen Osten sehen könnte – und doch nicht sieht.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Autor:

Orton, Joe

Die Tagebücher

sowie der Briefwechsel von Edna Welthorpe etc.
ediert von John Lahr
übersetzt von Anette Bretschneider und Sabine Griesbach
44 Abb., 392 S., geb., 1995

ISBN 978-3-89086-889-9

The Orton Diaries (Hrsg. John Lahr) wurden 1986 erstmals veröffentlicht.

Aus dem Vorwort:

"Ich habe aus den Londoner Orton-Tagebüchern fast nur das gekürzt, was zur Vermeidung von Verleumdungsklagen nötig war. Aus dem Tanger-Tagebuch wurden einige Wiederholungen gestrichen. Einige Namen wurden aus rechtlichen Gründen geändert. Ansonsten gehen wir davon aus, daß die Tagebücher so sind, wie sie am Tage des Mordes von der Polizei auf dem Schreibtisch von Orton gefunden wurden.

[...]

Noch immer sind die Tagebücher von Geheimnissen umgeben. Halliwells Abschiedsbrief besagt, daß die Tagebücher - hauptsächlich der letzte Teil - alles erklären werden. Sie tun es nicht, jedenfalls nicht eindeutig. So wie sie von Orton geschrieben wurden, enden die Tagebücher mit einem Bindestrich: abgeschnitten, wie auch Orton, in vollem Schwung. Für jemanden, der so konsequent schrieb wie Orton, erscheint mir dies recht unwahrscheinlich. Die Tagebücher enden am 1. August 1967. Orton starb am 9. August."                                            

Autor:

Barth, Emil

EB Bd. 04 - Lemuria

Aufzeichnungen und Meditationen aus den Jahren 1943–1945 (1947)
(Gesammelte Werke Bd. 4)
247 S., geb., 1997

ISBN 978-3-89086-825-7

Bei «Lemuria» handelt es sich um das Tagebuch eines Außenseiters und Pazifisten aus den letzten Jahren des 2. Weltkrieges, das hier fünfzig Jahre nach seiner Erstpublikation wieder aufgelegt wird.

Autor:

Barth, Emil

EB Bd. 05 - Enkel des Odysseus

Erzählung (1951)
(Gesammelte Werke Bd. 5)
62 S., geb., 1990

ISBN 978-3-89086-957-5

Autor:

Meister, Ernst

EM Hörspiele Teil 01 - Schieferfarbene Wasser

Autor:

Meister, Ernst

EM Hörspiele Teil 02 - Apologie des Zweifels

Autor:

Meister, Ernst

EM Hörspiele Teil 03 - Das Schloß

Sieben Hörspiele
Nachwort von Jürgen Nelles
Hörspiele Teil 3
168 S., fadengeh. Brosch., 2008

ISBN 978-3-89086-968-1

Autor:

Stürmer, Rolf

Ende der Reise

Ernst Meister 1911–1979

Leben und Werk in Texten, Bildern, Dokumenten
116 Abb., 96 S., geb., 1991

ISBN 978-3-89086-950-6

Werkentwicklung und Lebensgang Ernst Meisters sind weitgehend unbekannt, und das trotz der Tatsache, daß das Werk immer wieder auf seinen Schöpfer verweist, mithin auch biographische Kenntnisse fordert. Eine Meister-Chronik, nichts anderes will dieses Buch sein, trägt diesem Desiderat Rechnung; soweit es eben die Materiallage erlaubt. Sie enthält Selbstaussagen und -deutungen Meisters, die so etwas wie eine fragmentarische Autobiographie darstellen, soweit die Erinnerungen Alice Kochs, seiner Frau, aber auch unveröffentlichte oder schwer zugängliche Dokumente und Fotos, wichtige Rezensionen und Gedichte.

Gedenkbuch für die Opfer der Shoah aus Aachen

Hg. vom Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen e.V.

Mit einem Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Aachen Marcel Philipp
182 Abb., 360 S., Klappenbrosch., 2019

ISBN 978-3-89086-311-5

Liebe Kinder

Bin abgereist. / Seid ohne Sorge, wenn ich nicht schreibe. / Hoffe auf gesundes Wiedersehen. / Grüßt Ernst, Lotte u. Kinder. /
Eure Mutter
---
Aus dem Vorwort:
Mit diesem Buch gedenken wir der 2.000 jüdischen Aachener Bürgerinnen und Bürger, die zwischen der «Machtergreifung» am 30. Januar 1933 und dem Ende der nationalsozialistischen Schreckens­herrschaft in der Synagogengemeinde Aachen durch das Naziregime aus «rassischen Gründen» verfolgt wurden. Das Schicksal dieser 2.000 Menschen versuchen wir zu klären.
Das Ziel der Nationalsozialisten war es, diese Menschen zu vernichten.
Dagegen setzen wir die Lebensgeschichten und die Namen der Ermordeten.
Das Ziel des Gedenkbuchprojektes für die Opfer der Shoah aus Aachen e.V. ist es, an diese Menschen zu erinnern und die Namen und Geschichten der ermordeten Aachenerinnen und Aachener in den Mittelpunkt des Gedenkens zu stellen.
Bisher wissen wir von 841 Aachenerinnen und Aachenern, dass sie ermordet wurden, 150 Personen starben in der Zeit von 1933 bis 1945 eines natürlichen Todes, 563 Menschen überlebten durch Flucht und Emigration die Shoah. Das Schicksal von 446 Verfolgten konnten wir bisher noch nicht klären. Der unabgeschlossene Charakter dieses Gedenkbuchs bleibt also weiterhin bestehen.
Das «Gedenkbuch für die Opfer der Shoah aus Aachen» besteht aus zwei Teilen.
Im ersten Teil lesen Sie Biographien zu 174 ermordeten Personen und 102 ihrer Familienangehörigen. Mit den Biographien dieses Bandes wird vom Leben der Menschen in der Region, von Nachbarn und Kollegen, von Mitschülern und Freunden berichtet. Sie waren in erster Linie Aachener, waren Deutsche.
Im zweiten Teil des Gedenkbuchs werden die Namen, Vornamen und Geburtsdaten aller uns bisher bekannten 841 ermordeten Aachenerinnen und Aachener, deren Deportationsweg, Todesdatum und der Ort ihrer Ermordung aufgeführt.
Bettina Offergeld, Hannelore Herpertz, Corinna Broeckmann
---
WDR Lokalzeit Aachen berichtete am 25. Januar 2019 über die Übergabe des Gedenkbuchs an den Oberbürgermeister der Stadt Aachen
WDR Lokalzeit Aachen berichtete am 13. März 2019 unter der Überschrift «Buch erinnert an ermordete Juden in Aachen» über Gedenkbuch, Gedenkbuch­projekt und Überreichung des Gedenkbuchs an Hinterbliebene der Opfer

Autor:

Jahnn, Hans Henny

Hans Henny Jahnn. Eine Bibliographie

Die vorliegende Bibliographie beseitigt den seit Jahren wiederholt kritisierten Umstand, daß einerseits das von Jochen Meyer 1967 vorgelegte «Verzeichnis der Schriften von und über Hans Henny Jahnn» (ergänzt in der 3. Auflage des Heftes Nr. 2/3 von TEXT+KRITIK), das über lange Jahre als zuverlässiger Begleiter jeder Lektüre der Werke diente, keine angemessene Fortführung erfahren hat, und andererseits die mit dem Erscheinen der «Hamburger Ausgabe» zunehmende Beachtung von Jahnn in der literarischen Öffentlichkeit und der Forschung sich nirgendwo verzeichnet findet. Darüber hinaus konnte, was Jochen Meyer noch nicht möglich war, der an der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky in Hamburg archivierte Nachlaß in einem für die Bibliographie angemessenen Maße ausgewertet werden. Ganz zu schweigen von den seit 1967 bekannt gewordenen Überlieferungssträngen, die sich in den Nachlässen von Jahnn nahestehenden Personen in in- und ausländischen Bibliotheken finden.

www.hans-henny-jahnn.de

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 01 - Jene Trauben des Zeuxis

Aufzeichnungen
(Ausgewählte Werke Bd. 1)
(Über Malerei Bd. 5)
1 Abb., 88 S., geb., 2002

ISBN 978-3-89086-714-4

Benders Aufzeichnungen kokettieren weder mit einer geheimnisvoll-pseudophilosophischen Bedeutung noch mit der abgeklärten Gebärde des Weisen, der Altersweisheit. Aber mit seiner unbestechlichen Beobachtung und mit seiner von Phantasie beflügelten Entdeckerfreude erschließt Bender seinen Lesern Welterkenntnis.

-Walter Hinck (Deutschlandradio)
Benders Aufzeichnungen machen Leser hellhörig für die Implikationen (…) falscher oder richtiger Töne. Hellhörig wie Katzenohren.
-Thomas Poiss (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 04 - Der Hund von Torcello

32 Geschichten
(Ausgewählte Werke Bd. 4)
264 S., geb., 2007

ISBN 978-3-89086-571-3

Lieber Hans Bender, ich habe Ihre Erzählung «Die Wölfe kommen zurück», die mich, als ich sie zum ersten mal las, in einer der ersten Akzente-Nummern, so beeindruckt hat, jetzt noch einmal wiedergelesen. Ich fand den Text in dem alten Hanser-Erzählungsband und nun habe ich auch das ganze Buch gelesen, konnte nicht aufhören und trage es noch immer mit mir herum. Es drängt mich Ihnen zu sagen – mit unziemlicher Emphase – bis zur letzten Zeile finde ich Ihre Erzählung und auch das, was sie darüber und über sich selbst schreiben, ganz großartig! Und ich möchte es jetzt allen Menschen sagen, die mir begegnen: lest diese Erzählungen! Sie sind heute, wo unser kollektives Gedächtnis sich mehr und mehr auf das Klischierte, auf das politisch Gewünschte und Korrekte reduziert, die wahren Erzählungen vom Leben in jener Zeit … Ich wünsche mir, Sie hätten so viele Erzählungen wie Tschechow geschrieben.

-Tankred Dorst

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 06 - Aufzeichnungen

2000–2007
(Ausgewählte Werke Bd. 6)
120 S., fadengeh. Klappenbrosch., 2014

ISBN 978-3-89086-408-2

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 07 - Vom Leben, Schreiben und Herausgeben

Hrsg. von Hans Georg Schwark und Walter Hörner
(Ausgewählte Werke Bd. 7)
3 Abb., 112 S., geb., 2018

ISBN 978-3-89086-340-5

Hans Bender ist kein Anakreontiker und hat keine Kampf- und Siegeslieder verfasst. Seine Lyrik, seine Geschichten, seine Aufzeichnungen spiegeln die Schicksale seiner Generation: derer, die knapp nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geboren wurden und die dem Zweiten noch gerade entkamen. Er hat ihr als Schreibender zu Stimme und Selbstbewusstsein verholfen.

Kyra Stromberg
Die Grenze zu einem «Bericht» über Benders Kriegsjahre wie «Erlebte Zeit» ist kaum merklich: Mehr als die Hälfte des Textes schildert den Marsch des Leutnants Bender mit den ihm anvertrauten 196 Mann Anfang 1945 aus dem Westen in den Kurlandkessel und damit direkt in die sowjetische Kriegsgefangenschaft – ohne dass ein Wort der Anklage fällt, wird die nüchterne Erzählung zum Dokument über die Sinnlosigkeit und den Leerlauf der Kriegsmaschinerie.
Volker Neuhaus
Wir – die nach dem Krieg Aufgewachsenen – können uns heute nur schwer vorstellen, mit welch unmittelbarer Gewalt der Krieg ein Leben geordnet hat, in die Zeit davor und in die Zeit danach, wenn es denn überhaupt ein «danach» gab. Und auch die Zeit davor, die friedliche, gern verklärte Kinderzeit, war ja eine Zeit danach, die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, eine Zwischenzeit zwischen zwei Kriegen.
Michael Krüger
Sein waches Gewissen, die beständige Unruhe, die hinter seinem gelassenen Erzählen spürbar ist, und seine Menschenkenntnis – haben es mir angetan. Er macht sich nichts vor.
Hermann Lenz

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 09 - Wie die Linien meiner Hand

Aufzeichnungen
(Ausgewählte Werke Bd. 9)
130 S., Erstauflage 1999
Übernahme vom Hanser Verlag

Bestellung nur über den Verlag

ISBN

"Könnte man doch hinter die Jahre schauen und wissen, was kommt!"

Jene Stimmung erwacht wieder, wenn ich mich heute der Stunde erinnere, als ich den Satz und den Wunsch hinschrieb im Manuskript meines ersten Romans ... Fünfundvierzig Jahre später schaue ich nun auf die Zukunft, die ich voraus zu sehen wünschte, zurück. Sie hat sich vollzogen. Ich überblicke ihren Verlauf und wage zu sagen: Ich habe ihn bestimmt durch mein Wesen, das mir mitgegeben war wie die Linien meiner Hand.

Hans Bender

Autor:

Bender, Hans

HB Bd. 10 - Einer von Ihnen

Aufzeichnungen einiger Tage
(Ausgewählte Werke Bd. 10)
102 S., Erstauflage: 1979
Übernahme vom Hanser Verlag

Bestellung nur über den Verlag

ISBN

Autor:

Good, Paul

Heraklit in Kunst und Philosophie. Drei Beispiele: Hoehme, Meister, Nietzsche

Drei Variationen eines Heraklit’schen Themas: wie eines in sich unterschieden das andere ist. Bei der informellen Malerei von Gerhard Hoehme begründet dieses Zugleich einen erweiterten Bildbegriff, beim Lyriker Ernst Meister gibt sich eine Gegenwendigkeit der Sprachform vor allem beim Raumbegriff Ausdruck, beim Philosophen Friedrich Nietzsche zersetzt diese Heraklit’sche Intuition den abendländischen Seinsbegriff.

---
Inhalt
Zugleich
Was hat Gerhard Hoehmes Malerei des Informel mit Heraklits Denken zu tun?
1. Gerhard Hoehmes Berufung auf Heraklit ; 2. «Hymne an Heraklit» ; 3. «Die Schnur ist die plastische Form des Heraklit’schen Denkens» ; 4. Von der Intuition des Heraklit’schen Denkens
Wandloser Raum
Heraklits Sprachform in der Lyrik von Ernst Meister
1. Das göttliche Rätsel ; 2. Hinweise auf Heraklits Sprachform ; 3. Heraklit bei Meister ; 4. Ernst Meisters Heraklit-Lektüre
Nietzsche – der Herakliteer
1. Die Nähe entfernter Gebirge ; 2. Die Wahrheit der Illusion ; 3. Werden heißt vergehen ; 4. Das Eine ist das Viele ; 5. Die tragische Weisheit
Nachbemerkung

Autor:

Ehrich, Margot

Ich weiß wer du bist

Das Paradies, das sind die Orte der Kindheit, die väterliche Wohnung im böhmischen Leitmeritz und das Haus der Urgroßmutter in Hoyerswerda. Dabei waren die Tage der Kindheit keinesfalls unbeschwert, sondern standen im Zeichen von Mangel, Krieg und Tod. Ein lebenskluger Pragmatismus und die kindliche Perspektive sorgen dann aber doch für eine hinreichende Poetisierung: «Im Krieg stinkt es selten nach Gänsebraten.» Kriegs- und Nachkriegswirren, die Flucht aus dem nun tschechischen Gebiet und später aus der DDR führen zum Verlust der Kindheitsorte, die auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nur durch einen Akt der Erinnerung zu beschwören sind.

Frankfurter Allgemeine 5.9.2008

Autor:

Kiefer, Reinhard

Indianer

Wie die anderen drei Teile ist auch dieser «Satzbau» geprägt vom Prinzip der Collage: Absicht und Zufall treffen aufeinander.

"Das Wort Indianer ist mittlerweile unerwünscht, wenn nicht verboten. Welche hohe Kommission oder Behörde dieses Verbot ausgesprochen hat, ist nicht herauszubekommen. Wie dem auch sei, dieses toxische Wort muß hier verwandt werden, denn es gehört zu einer Geschichte, die sich in einem Jahrhundert ereignete, das weniger empfindsam war als das gegenwärtige."
~~~
"ein bemerkenswerter Band mit der programmatischen verweigerung domestizierten erzählens: notizen, kleinstgeschichten, lyrische prosa, immer konzept, perspektive, tonalität, dramaturgie wechselnd, lakonisch und zwischendurch nahezu plaudernd, a-hierarchisch."

-Autor Àxel Sanjosé über den Band "Indianer. Ein Satzbau IV"

Autor:

Anders, Richard

Jahnn Studien 01.: Begegnung mit Hans Henny Jahnn

Aufzeichnungen 1951–1955
Mit einer Vorbemerkung von Signe Trede-Jahnn
Fotos von Leonore Mau
(Jahnn-Studien Bd. 1)
6 Abb., 93 S., geb., 1988

ISBN 978-3-89086-903-2

«Auch heute noch erlebe ich beim Durchlesen die Stimmungen und Gefühle der damaligen Zeit, mit allen Peinlichkeiten – Freuden, Stolz und Scham. Ich höre fast die Stimme meines Vaters. Es ist so, als ob ich diese Zeit oder Abschnitte daraus, wieder erlebe.»

Signe Trede-Jahnn

Autor:

Mayer, Hans

Jahnn Studien 02.: Versuch über Hans Henny Jahnn

Am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin sah ich ihn zum letztenmal. Ein Wochenende im November 1959. Jahnn kaufte sich eine Fahrkarte nach Hamburg, seine letzte. War schon erkältet, klagte, wollte nach Hause. Sprach von dem bevorstehenden 65. Geburtstag am 17. Dezember, auf den er sich freute. Er hat ihn aber nicht mehr erlebt. Am 29. November 1959 starb er einen ärmlichen Krankenhaustod der Unbemittelten … Jahnn mißtraute den Verheißungen des Christentums ebenso wie einer säkularisierten bürgerlichen Kunstreligiosität. Der Gedanke an den Staub machte ihn schaudern. Auf Erhaltung des Gebildes Leib auch nach dem Sterben war er aus: die Balsame der Ägypter, erfunden zur Erhaltung der Materie Einzelmensch, hat er immer wieder beschrieben und gepriesen. War das nicht zu erlangen, so kam alles darauf an, die verwesende Materie vor Neugier zu schützen. Jahnns Bauwerke sind gewaltige Nekropolen, die sich dem Tod entgegenstemmen.

Autor:

Muschg, Walter

Jahnn Studien 03.: Gespräche mit Hans Henny Jahnn

Herausgegeben von Jürgen Egyptien
Vorwort von Richard Anders
(Jahnn-Studien Bd. 3)
192 S., geb., 1994

ISBN 978-3-89086-899-8

Im Herbst 1933 führte der schweizer Literaturwissenschaftler Walter Muschg (1898–1965) mit dem deutschen Schriftsteller Hans Henny Jahnn in Zürich eine Reihe von Gesprächen, die in vielfältiger Weise mit Jahnns literarischem Werk verknüpft sind. Sie erhellen sowohl den autobiographischen Anteil seines Schaffens als auch die intensive Beschäftigung mit Architektur, Musik, Sexualität und anderen zentralen Themen seines Werks. Muschg hat die protokollierten Aussagen Jahnns zu einem großen Monolog über seine Kindheit und Jugend in Hamburg, seine Jahre in Norwegen während des 1. Weltkriegs, seine Zeit als geistiger Mittelpunkt der Glaubensgemeinde Ugrino, seine literarischen Provokationen und kulturellen Kämpfe in der Weimarer Republik arrangiert.

So können die nach über 25 Jahren hier wieder veröffentlichten Gespräche einen umfassenden Einblick in die persönliche Entwicklung und das ästhetische Denken von Hans Henny Jahnn geben.

Autor:

Albers, Bernhard , Bender, Hans ,

Jahrgang 1919

Herausgegeben von Bernhard Albers
96 S., fadengeh. Klappenbrosch., 3. überarb. Aufl. 2019

ISBN 978-3-89086-348-1

Hans Bender · Horst Krüger

Michael Guttenbrunner
Eine Köpenickiade im Hause Zuckmayer

Autor:

Zeemann, Dorothea

Jungfrau und Reptil

Leben zwischen 1955 und 1966
Vorwort Bernhard Albers
1 Abb., 104 S., fadengeh. Brosch., 2013

ISBN 978-3-89086-449-5

Am 20. Juni 1955 lernt Dorothea Zeemann den 58-jährigen Autor Heimito Doderer anläßlich einer Lesung von Robert Neumann in Wien kennen. Der Altersunterschied beträgt nur dreizehn Jahre und er macht ihr später Vorwürfe, sie nicht früher kennengelernt zu haben. Erst drei Jahre zuvor hatte er Maria Thoma geheiratet, die weitab von Wien in Landshut wohnt.

--
«Doderer befindet sich, trotz Ruhm und Erfolg, im Abseits.» (Dorothea Zeemann)

Autor:

Albers, Bernhard

Können Verlagspreise die Buchkultur retten?

Aufsätze und Gespräche
40 S., geheftet mit Klappen, 2019

ISBN 978-3-89086-120-3

"Es waltet in jeder Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geister"

-Robert Schumann

 

Autor:

Ponnelle, Pierre-Dominique

Meine Minsker Jahre

mit einem Text von Wolf Wondratschek
enthält Abbildungen

Klappenbroschur
47 S.; 2019

ISBN 978-3-89086-314-6

"Als junger Musiker hätte ich es mir nicht träumen lassen, daß mich mein Weg nach Osten führen würde. Was anfangs, durch die schwierigen Bedingungen, wie eine Härte wirkte, entpuppte sich als Glücksfall. Dank der vielen wunderbaren Menschen, denen ich begegnen durfte, und dank der reichen und mannigfaltigen Kultur fühle ich mich bereichert, und bin dankbar."

---
Der Dirigent und Komponist Pierre-Dominique Ponnelle wurde 1957 in München geboren. Er studierte am dortigen Richard-Strauss-Konservatorium (Komposition bei Rochus Gebhard), sowie bei Otmar Suitner und Herbert von Karajan. Er ist als Dirigent sowohl im Opernbereich als auch in der Sinfonik international tätig. 1992 bis 1996, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, war er Chefdirigent der Staatsphilharmonie in Minsk, Weissrussland. Seine Arbeit dort ist durch Aufnahmen bei den Labels Musicaphon und BMG-RCA dokumentiert, sowie durch den Film „Gesang der Vögel“ (Regie: Christian Rischert, BR, 1997). Gleichzeitig gastierte er als freier Dirigent von der Ukraine über den Kaukasus, das Wolga-Gebiet, Sankt Petersburg, Zentralasien, Sibirien bis zum Pazifik. Im Westen dirigierte er u.a. das Bruckner-Orchester Linz, das Orchestre Philharmonique de Lyon, die Münchner Philharmoniker, die Bamberger Sinfoniker, am Opernhaus Zürich, an der Deutschen Oper am Rhein.
2010 erschien beim Leipziger Label GENUIN eine CD mit einigen seiner Kammermusikwerke. Seine Musik wurde unter anderem bei den internationalen Festspielen für zeitgenössische Musik in Odessa (Ukraine) und Rostov-am-Don (Russland) aufgeführt, in Tashkent (Usbekistan) vom Ensemble für moderne Musik „Omnibus“, in München u.a. im Herkulessaal in der Konzertreihe von Georg Hörtnagel, von Musikern des Bayerischen Staatsorchesters im Künstlerhaus, von Mitgliedern des Münchener Kammerorchesters im Rahmen eines Porträtkonzertes im Orff-Zentrum-München, sowie in der Bayerischen Akademie der schönen Künste.
2018 wurde ihm der Preis für Völkerverständigung von der Stiftung für Demokratie und Marktwirtschaft in München verliehen.

Autor:

Arendt, Erich

Menschen sind Worttiere

Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages
Kurt Tucholsky Gedenkstätte Schloss Rheinsberg
Bearbeitet von Peter Böthig
54 S., brosch., 2003

Bestellung nur über den Verlag

02

Erich Arendt 1903–1984 · Texte und Bilder

Autor:

Albers, Bernhard

Michael Guttenbrunner oder Die Legende von seinem Widerstandskampf gegen das Hitlerregime

Mit einem Text von Reinhard Kiefer
10 Abb., 44 S., Klappenbrosch., 2012

ISBN 978-3-89086-462-4

Die Wehrmachtsakten im Österreichischen Staatsarchiv lassen keinen Zweifel daran, daß Guttenbrunner weder aktiv gegen das Hitlerregime Widerstand leistete, noch aus diesem oder einem anderen Grunde zum Tode verurteilt wurde. Verliert daher seine Dichtung an Glaubwürdigkeit? Mit diesem Buch versucht der Verleger Michael Guttenbrunners, der dessen Spätwerk (Im Machtgehege II–VIII) anregte, eine Antwort zu geben.

Autor:

Meister, Ernst

Mitteilung für Freunde

Supplementband 1
Mit einem Nachwort von Reinhard Kiefer
192 S., fadengeh. Brosch., 2000

ISBN 978-3-89086-805-9

Autor:

Hoghe, Raimund

Preis der Liebe

«Gesprochen hat sie nie über ihn. Es war, als habe sie mit dem Sohn eine Übereinkunft getroffen. Sie sprach nicht über ihn, und er fragte nicht nach dem Vater. Nur einmal glaubte er, ihn gesehen zu haben, flüchtig, auf dem Flur, die Treppe hinuntergehend. Die Sehnsucht und Angst, daß der Fremde eines Tages wiederkäme, behielt er für sich.» Daß er ihre große Liebe war, war kein Geheimnis. Das mußte sie nicht wiederholen. Es zu tun, wäre ihr wie Verrat vorgekommen, schreibt Raimund Hoghe in seiner Geschichte «Preis der Liebe», in der er Spuren und Spiegelungen dieser Liebe im Deutschland der fünfziger und sechziger Jahre aufzufinden sucht.

Autor:

Behnisch, Franz Joachim

Raumflüge. Zeitflüge

Themen seiner Romane, Erzählungen, Hörbilder, Kurzprosa und Lyrik sind vor allem Berlin und die Zeitgeschichte.                

Autor:

Hartung, Rudolf , Albers, Bernhard ,

RH Bd. 02 - Elias Canetti. Ein Rezipient und sein Autor

Hartung hat als Lektor des Weismann Verlages 1948 nicht nur die Wiederveröffentlichung von Canettis Roman «Die Blendung» betrieben, sondern darüber hinaus in singulärer Weise dessen Werk publizistisch begleitet.

Der Band enthält alle Rezensionen sowie unter anderem Auszüge aus dem unveröffentlichten Briefwechsel von Hartung und Canetti.

Autor:

Hartung, Rudolf

RH Bd. 03 - Wiederkehr der Lyrik? Kritische Dialoge 1963–1979

Autor:

Rimbaud, Isabelle , Rimbaud, Vitalie , Rimbaud, Arthur ,

Rimbauds letzte Reise / In London 1874

Isabelle Rimbaud
          Rimbauds letzte Reise
Vitalie Rimbaud
          In London 1874

Nachwort und übersetzt von Curd Ochwadt
48 S., brosch., 1964

ISBN 978-3-89086-801-1

Das Tagebuch «In London 1874» der früh verstorbenen älteren Schwester Rimbauds zeigt ihn, schon gleichsam entschwindend, im Augenblick der Krise nach der letzten, nicht mehr genau bestimmbaren Beschäftigung mit seiner Dichtung. Die in Frankreich seit Jahrzehnten vergriffene «Letzte Reise» breichtet vom letzten Aufenthalt des Todkranken in seiner Heimat in den Ardennen, sowie von seiner verzweifelten letzten Fahrt in den Süden. Die Aufzeichnungen der beiden Schwestern bezeichnen den Fortgang des Dichters in die schweigsamen Jahre seiner Zurückgezogenheit am Roten Meer und die Rückkehr des Sterbenden, bei dem noch einmal, obgleich halb entrückt, das in der Abwendung bewahrte dichterische Denken Rimbauds aufleuchtet.

Autor:

Canetti, Elias , Albers, Bernhard ,

Rudolf Hartung

Briefe, Autobiographisches und Fotos
Aus dem Nachlaß von Elias Canetti
herausgegeben von Bernhard Albers
15 Abb., 80 S., Klappenbrosch., 2011

ISBN 978-3-89086-470-9

Elias Canetti über Rudolf Hartung Ich schreibe diese «Erinnerung» aus Berlin nieder, aber ich muss hinzufügen, dass ich trotz meiner Betroffenheit über sein Verhalten Hartung noch immer liebe. Es gibt, glaube ich, nichts, was ich ihm nicht leicht verzeihen könnte. Nicht nur bleibt alles bestehen, was er für mein Werk getan hat. Es ist wesentlich, und daran könnte niemand je rütteln, dass er es lange Jahre als Einziger getan hat. Man muss das umso mehr würdigen, als es sicher ist, dass mein Werk ihm nicht eigentlich liegt. Seine wahren Götter sind Thomas Mann und Henry James, mit denen ich überhaupt nichts, wirklich nicht das Geringste gemein habe. Er steht ganz zu Freud und lehnt darum sehr Vieles in «Masse und Macht» ab. Er liebt den Tod und gewiss verachtet er meinen krüden Todeshass. Meine Sicherheit und vielleicht auch meine Kraft muss ihn oft bedrücken, wie meinen Bruder Georg. Ich liebe ihn aber keineswegs nur wegen seiner kapitalen Verdienste um mein Werk. Ich liebe seine ganze Art, weil sie meiner so entgegengesetzt ist, das Tastende, Empfindliche, Balancierende seiner Natur, seine Schwermut, die Ähnlichkeit mit der Vezas hat, die Schwierigkeit seines Lebens, selbst seine Tücken und Gehässigkeiten, die er wie jeder hat, die ich früher übersah und jetzt in der Erinnerung erst als solche erkenne. Ich sollte vielleicht nicht bei ihm wohnen, weil ich ihm sehr auf die Nerven gehe. Es ist möglich, dass er sich schärfer gegen mich stellen wird, wenn ich wirklich berühmt sein sollte. Er hat einen wohltuenden Hass gegen alle Aufgeblasenheiten und unterwirft sich nie. Ich betrachte ihn als einen Freund, der mir gleichgestellt ist, und das ist keine mitleidige Fiktion wie in manchen anderen Fällen, das meine ich. Ich werde ihm nie für etwas grollen, was er gegen mich tut, selbst wenn es schmerzlich und unerwartet ist wie jene Nacht in Berlin.      

Autor:

Khallouk, Mohammed

Salam Jerusalem

Mit Fotos von Samy Charchira
19 farb. Abb., 62 S., geb., 2015

ISBN 978-3-89086-400-6

Dass weltoffene Muslime, wie Nicht-Muslime, Israel gegenüber Vorbehalte haben, ist als Ergebnis der langen muslimisch-jüdischen Konfrontation(en) nicht verwunderlich. Erfreulich ist es, wenn sich Menschen schließlich doch dazu durchringen, eigene Vorurteile durch eigene Anschauung und eigenes Denken zu überprüfen – und gegebenenfalls abzubauen. Mohammed Khallouk ist so ein Moslem, so ein Mensch. Er ist ein Mensch – und entdeckt auf diese Weise, dass Juden und Israelis Menschen wie du und ich sind. Michael Wolffsohn

Autor:

Schablewski, Frank

Spielraum. CD

Lyrics und Sprecher: Frank Schablewski
Musikkomposition: Jacques Gassmann
Keyboards, Synthesizer: Jacques Gassmann, Thomas Buhr
CD, 37 Minuten, Begleitheft 8 S., 2006

ISBN 978-3-89086-616-1

Frank Schablewski · Jacques Gassmann · Thomas Buhr   Anzeiger Atemluftbrücken Dort sein Ledahaut Spielraum Ehehaff

Tuvia Rübner lesen

von Jürgen Nelles

Erfahrungen mit seinen Büchern
350 S., geb., 2015

ISBN 978-3-89086-399-3

Beiträger: Tuvia Rübner, Jürgen Nelles, Christian Moser, Johannes von Vacano, Arno Hammer, Jon Gestermann, Richard Dove, Christoph Meurer, Franziska Schmidt, Georg-Michael Schulz, Karin Lorenz-Lindemann, Uwe Pörksen, Matthias Fallenstein, Susanne Düwell, Konstantin Kaiser, Hanna Zehschnetzler, Kuno Lorenz, Jürgen Brôcan, Gundula Schiffer, Frank Schablewski, Christine Radde, Bernhard Albers, Michael Braun, Christian Echle, Henning Backhaus, Claudia Schwarz, Hans-Jürgen Schrader, Hans Otto Horch, Christoph Meckel. Tuvia (zu deutsch Tobias) Rübner, 1924 in Bratislava-Pressburg geboren, die Muttersprache deutsch, entkam als einziger seiner Familie im letzten Augenblick dem Meuchelmassen- und Raubmord ins damalige Palästina, das heutige Israel. «Es ist Zufall, dass ich lebe», sagt er. Und dennoch schreibt er 12 Jahre lang deutsche Gedichte in einer Sprache, die er nicht mehr spricht, bis er 1953 völlig ins Hebräische hinüberwechselt (hie und da noch ein deutsches Gedicht, ins Hebräische übersetzt) und schließlich den Israelpreis, die höchste Auszeichnung, erhält. Von der Kritik wird er zu den erstrangigen europäischen Nachkriegsdichtern gezählt. Der Band versammelt sowohl Beiträge zu den Gedichten wie zur Autobiografie Tuvia Rübners, Erinnerungen an Begegnungen und Gespräche mit dem Dichter sowie einige bisher unveröffentlichte Gedichte.

Autor:

Butor, Michel

Versuch über Rimbaud

«Ich möchte mich auf den gefährlichen Streit der Experten nicht zu sehr einlassen, ich erhebe in dieser Studie auch nicht den Anspruch, Maßgebliches über die uns erhaltenen Texte beizutragen. Ich werde Leben und Schreiben von Rimbaud als die Abfolge einiger Phasen darstellen. Ich gestehe im übrigen zu, daß man ihre Zahl erhöhen könnte, indem man in einem Jahr auch die Jahreszeiten zählt. Zugleich bemühe ich mich aber darum, das zu kennzeichnen, was sich ändert, ebenso wie das, was über alle Wechselfälle hinweg unabänderlich bestehen bleibt.» Butor beschreibt in seinem Essay, der in Frankreich zuerst 1989 erschien und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, Rimbauds rätselhaften Lebensweg: vom Selbstverständnis seiner Lyrik als Ausdruck der Revolution gegen Konventionen aller Art bis zur Restauration eines Kaufmannes in Äthiopien.

Autor:

Fried, Erich

Versuche dichtend zu denken. Reden über Erich Fried

Reden anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Erich Fried durch den Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Osnabrück am 20. Januar 1988
2 Abb., 55 S., brosch., 1988

ISBN 978-3-89086-919-3

«Engagement, Moral, hohes humanes Ethos kennzeichnen in besonderem Maße das Werk Erich Frieds. Er ist einer der engagiertesten Autoren der Gegenwart. Auch weil er es sich selbst auferlegt hat, zu politischen, die Menschenrechte berührenden Fragen in der Bundesrepublik nicht zu schweigen, hat er hier eine große Leserschaft gefunden.»

Winfried Woesler
Inhalt: Urkunde der Ehrenpromotion Grußwort Manfred Horstmann Zu Ehren von Erich Fried Winfried Woesler Exil / Politik / Politische Biographie Michael Daxner Versuche, dichtend zu denken Erich Fried

Autor:

Kiefer, Reinhard

Vor der Natur

Mit «Vor der Natur» übernimmt der Autor den gelegentlich radikalen Versuch, das festgefügte Koordinatensystem des Alltäglichen aufzubrechen. Sein ebenso kokettierendes wie provozierendes Spiel ist darauf angelegt, jene prädisponierten Bilder in Frage zu stellen, die uns – zum Beispiel via TV und Werbung – fortwährend ein Gefühl von Ich-Gewißheit vorgaukeln. Wer solchen «Einflüsterungen» erliegt, droht, so könnte man interpretieren, Opfer seiner eigenen Lethargie zu werden. Aufgabe von Kunst ist es hingegen, kritische Distanz zu üben und die Autonomie und Unabhängigkeit des Individuellen zu betonen. Hiermit einher geht das Postulat, unbekanntes, vielleicht auch unbewußtes (Erzähl)Terrain auszuloten.

Walter Gödden, Westfalenspiegel, 10/2001
~~~~~~~~~~~~~
Hinweis:
"Vor der Natur" ist auf Nachfrage auch als gebundene Ausgabe erhältlich.
ISBN 978-3-89086-723-6 ; 25,00 € - Bestellung hier

Autor:

Bachmann, Guido

Wannsee

Erzählung (1967)
20 S., brosch., 1983

Vergriffen! Out of print!

ISBN 978-3-89086-933-9

Kleist gab keine Antwort, ging hin und her, hämmerte sich mit der Faust an die Stirn und befahl nach einer Weile dem herbeizitierten Hausdiener, er möge vier Lichter bringen, die während der ganzen Nacht brannten. Es fröre ihn, sagte Kleist, es fröre ihn, obwohl im Ofen das Feuer brannte, es fröre ihn.

Bachmann beschreibt Kleists letzte Tage in einer farbigen, Kleist nahen Sprache.
Guido Bachmann, geboren am 28. Januar 1940 in Luzern, starb am 19. Oktober 2003 in St. Gallen.
~~~
Der Band Wannsee erschien 2016 als Rimbaud-Taschenbuch: Wannsee

Autor:

Kiefer, Reinhard

Warum wir sterben müssen

Nach «Vor der Natur» (2001) und «Die Wiedereinführung der Sprichwörter» (2009) legt Reinhard Kiefer nun den dritten Band seines «Satzbaus» vor. Der Begriff «Satzbau» erinnert nicht zufällig an Schwitters «Merzbau». Wie dieser ist Kiefers «Satzbau» geprägt vom Prinzip der Collage: Absicht und Zufall treffen aufeinander. Zitate, Geschichten, Aufzeichnungen und Reflektionen umspielen in denkbar weitem Rahmen die Frage «Warum wir sterben müssen».